Senator und Studenten sind not amused

■ Lehrbetrug am UKE: Hajen läßt prüfen, ob Dienstpflichten verletzt wurden

Da versteht Professor Leonhard Hajen keinen Spaß – der Wissenschaftssenator würde laut eigenem Bekunden sogar „schamrot“ werden. So aufgewühlt? Des Senators Reflex auf das Ergebnis einer Studie an der Medizinische Fakultät der Hamburger Universität. Wie kürzlich bekannt wurde, kommen danach von 77 Professoren nur neun ihrer Lehrverpflichtung im UKE nach (taz berichtete). Großer Schaden sei dem Krankenhaus durch dieses Faktum zugefügt worden, schimpfte Hajen gestern.

„Eine Klinik, die sich nachsagen lassen muß, daß sie ihre Lehrverpflichtungen nur zur Hälfte erfüllt, schadet sich, den Studenten und der Stadt, die sie finanziert“, so der Senator. Die Universität sei kein rechtsfreier Raum, in dem mit Dienstverträgen jongliert werden könne. Deswegen schickte er auch eine Drohung an die Adresse der Uni: Diese solle innerhalb von zwei Wochen konkret darlegen, wie die Einhaltung der Lehrverpflichtung künftig gesichert wird. Auch über Disziplinarverfahren will Hajen entscheiden, wenn feststeht, ob Dienstpflichtverletzungen vorliegen.

Die Medizinstudenten zeigten sich gestern bei einer Pressekonferenz ebenfalls empört. Sie foderten das UKE auf, kassierte Bezüge für nicht erfüllte Lehrverpflichtungen zurückzuzahlen. Allein im Sommersemester 1994 hätten Professoren und Privatdozenten rund 2500 Unterrichtsstunden im Wert von rund einer halben Million Mark nicht gehalten, rechnete die Studentin Ute Watermann vor.

Nach der Studie einer Kommission von Dozenten und Studenten unterrichten viele Professoren nicht einmal ein Drittel der pro Semester vorgeschriebenen Stunden, einige kommen nur auf zehn Prozent. „Unsere Professoren sind nicht faul“, beharrt der Ärztliche Direktor des UKE, Professor Hans-Peter Leichtweiß, trotzdem; es seien keine Stunden ausgefallen. Er räumte aber ein, daß die Studenten oft in erheblich größeren Gruppen als in der Studienordnung vorgesehen, und von Assistenten unterrichtet werden. Die Situation sei an anderen Uni-Kliniken aber sicherlich ähnlich.

Watermann warf den Professoren dagegen vor, für sie sei das UKE ein „Selbstbedienungsladen“. Mit der Behandlung von Privatpatienten verdienten einige bis zu fünf Millionen Mark jährlich. sako