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Fristlos gekündigt

■ Filmfest: Der zweite Geschäftsführer in Folge mußte vorzeitig den Hut nehmen

Gerade mal ein Jahr konnte sich Gerhard von Halem auf seinem Posten halten. Wie erst am Mittwoch bekannt wurde, war dem bisherigen Geschäftsführer des „Filmfestes Hamburg“ bereits mit Wirkung zum 24. Dezember fristlos gekündigt worden. Aus seinem Büro verlautete, daß der 53jährige momentan nicht in Hamburg weile und erst am Montag für eine Stellungnahme zur Verfügung stehe.

Schon von Halems Vorgängerin Rosemarie Schatter mußte vor Ablauf ihres Vertrages den Hut nehmen. Sie wurde damals für das geflopte Filmfest 1992 verantwortlich gemacht. Im Januar 1994 trat daraufhin von Halem mit der Absicht an, das Fest auf breitere kommerzielle Beine zu stellen. Aber auch er fuhr ein Defizit ein, das sich – bei einem Gesamtetat von 2,5 Millionen Mark – auf 380.000 Mark addierte.

Die Umstände der überraschenden Kündigung lösten innerhalb der Hamburger Filmszene Spekulationen aus. Das – für Filmverhältnisse nicht unbedingt dramatische – Minus scheint als alleiniger Anlaß der Kündigung etwas dünn. Zudem von Halem nicht unumstritten war. Mit der AG-Kino, der Interessenorganisation der Programmkinos, die neben dem Hamburger Filmbüro Mitgesellschafter der Filmfest AG ist, lag von Halem in Konflikt um die Konzeption des Filmfestes. So waren das Alabama und das 3001-Kino 1994 erst nach Auseinandersetzungen als Spielorte akzeptiert worden. Von Halem hatte einseitig auf die City-Kinos gesetzt.

Eine weitere Vermutung ist zu hören: Von Halem könnte prominentes Opfer der Postenschieberei geworden sein, mit der Hamburgs Filmszene auf die Neugliederung der Filmlandschaft reagiert. Bis zum April sollen das Filmbüro und der Filmfonds, die bisher arbeitsteilig die künstlerischen und wirtschaftlichen Aspekte der Filmförderung betreuten, zu einer einheitlichen Filmförderungs GmbH zusammengefaßt werden. Das könnte ein allgemeines Stühlerücken nach sich ziehen. drk

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