Schienen demoliert

■ Castortransport wegen verbrannter Bahnschwellen vorerst nicht möglich

Hannover/Berlin (taz) – Erstmal keinen Gleisanschluß mehr hat die Castor-Umladestation in Dannenberg, an der alle Gorleben- Transporte von der Schiene auf die Straße gehievt werden müssen. Das nur den Castortransporten dienende, einen knappen Kilometer lange Gleis zwischen dem Dannenberger Ostbahnhof und der Umladestation war am Dienstag abend Ziel einer Sabotageaktion von etwa 200 jungen AKW-GegnerInnen. Sie entfernten auf einer Länge von hundert Metern Schottersteine aus dem Gleisbett und entzündeten auf den Schienen an sechs Stellen Strohballen. Dadurch gerieten etwa 20 Bahnschwellen in Brand.

Als die Feuerwehr anrückte, wurde sie von den Castorgegnern am Löschen gehindert. Befassen konnte sich die Feuerwehr erst mit den Bränden, als die jungen Demonstranten gegen 22 Uhr abrückten. Bei der Sabatogeaktion an der gleichen Bahnstrecke, an der schon am Sonntag 1.500 DemonstrantInnen zu sägen versucht hatten, wurde niemand festgenommen. Die Polizei, die mit etwa zwanzig Beamten vor Ort war, schritt nicht ein, weil sie erst Verstärkung anfordern mußte. Nach Angaben der Bahnpolizei ist ein Castortransport zum Verladekran vor einer Reparatur auf dem Gleis nicht möglich.

Gestern sorgte ein Aufruf zu einer weiteren Demo in der Restrisiko-Zeitung (Anzeige in der Verlagsbeilage der BI Lüchow-Dannenberg in der taz am 12. April) für eine Diskussion im Bundestag. FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle hatte offenbar einige Probleme mit der Logik, als er einen Aufruf zur Demo und Schienendemontage am 28. April am AKW Gundremmingen verurteilte. Zuerst zitierte er den Aufruf, in dem eindeutig dazu aufgerufen wird, die Schienen „gewaltfrei und festlich“ zu demontieren. Dann prangerte er an, daß hier Bundestagsabgeordnete zur Gewalt aufgerufen hätten. Später sprach er sogar von „Faustrecht“. Davon ist nun wirklich nirgends die Rede. Schließlich soll die Demontage „mit einfachen handwerklichen Mitteln“ erfolgen. Jürgen Voges/kuz