piwik no script img

Waigel hält den IWF-Goldtresor zu

■ Schuldenerlaß bleibt zu Beginn der IWF-Weltbank-Tagung fraglich. Waigel: nur ein Prozent Wachstum in Deutschland

Washington/Berlin (taz/dpa) – Ein Schuldenerlaß für acht bis 20 der ärmsten Länder ist das Hauptthema bei der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank in Washington. Doch der Vorstoß scheitert womöglich an Bundesfinanzminister Theo Waigel. Auf dem vor der Frühjahrstagung stattfindenden Treffen der G7, der sieben größten Industrienationen, betonte er am Sonntag erneut: kein Verkauf von IWF-Goldreserven. Wer für Schuldenerlaß eintrete, solle selbst Geld dafür bereitstellen. Bestenfalls eine zeitweilige Verpfändung des Goldes sei für die Bundesregierung akzeptabel.

IWF-Direktor Michel Camdessus schlug vor, fünf Prozent der insgesamt 40 Milliarden US-Dollar betragenden Goldreserven zu verkaufen, um eine spezielle Kreditlinie des Fonds, die erweiterte Strukturanpassungsfazilität (ESAF), weiter zu finanzieren. Sie stellt armen Ländern Kredite zu minimalen Zinsen von 0,5 Prozent zur Verfügung.

Zum zweiten großen Thema der IWF-Weltbank-Tagung, der Lage der Weltwirtschaft, äußerten sich die G7-Finanzminister durchaus optimistisch. Waigel betonte, die gegenwärtige Wachstumsschwäche sei nur „vorübergehender Natur“. Für Deutschland und Frankreich hatte der IWF das schwächste Wachstum aller G7-Länder vorausgesagt. Waigel gab zu, daß die IWF-Prognose eines nur einprozentigen Wachstums für die Bundesrepublik „nicht unrealistisch“ sei.

Drittes Thema ist ein bereits im letzten Herbst vorgestellter IWF- Vorstoß, die nationalen Wirtschaftsstatistiken auf ein einheitlich hohes Niveau zu bringen, um Finanzkrisen wie in Mexiko im vorvergangenen Winter zumindest rechtzeitig erkennen und bekämpfen zu können. In 17 unterschiedlichen Kategorien sollen Daten über Produktion, Arbeitsmarkt, Inflation, Steuern, Haushalt sowie Außenwirtschaft zusammengefaßt und regelmäßig veröffentlicht werden.

Bisher allerdings erfüllt kein einziges Land diese Vorgaben. 25 Regierungen haben jedoch signalisiert, sie wollten an dem System teilnehmen. Ab 31. August will der IWF die Liste der teilnehmenden Staaten im Internet veröffentlichen sowie Auskunft darüber geben, wo die Wirtschaftsdaten abgefragt werden können. lieb

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen