: Krümmel ruht, Atom-Proteste kommen
■ Rechtzeitig zur Anti-Atom-Offensive ist der Elbmarsch-Reaktor reif für die Reparatur
Pünktlich zum zehnten Tschernobyl-Jahrestag leckt das AKW Krümmel mal wieder: Wegen Schäden an mindestens einem Brennstab und einer undichten Flanschdichtung im Sicherheitsbehälter geht der Siedewasser-Reaktor am 1. Mai vom Netz. Die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) räumten erhöhte radioaktive „Konzentrationen im Reaktorwasser und die Freisetzung nach draußen“ ein, die aber natürlich unter „zulässigen Grenzwerten“ liege.
Die HEW wollen den Reaktor bereits nach acht Tagen Reparatur wieder ans Netz nehmen und dürften damit einen atomaren Spaltpilz in den rot-grünen Koalitionsverhandlungen zünden. Denn die Grünen wollen den Atomausstieg durch höhere Wiederanfahr-Auflagen bei Reaktor-Defekten durchsetzen, als sie das Kieler Energieministerium bislang anordnete.
Bereits am 10. April mußten die Kraftwerksbetreiber die Reaktorleistung um 15 Prozent runterfahren, um die zulässigen Grenzwerte nicht zu überschreiten. Denn immerhin treten nach Informationen der taz jede Stunde rund 200 Liter radioaktiv verseuchtes Kühlwasser aus der Leckage aus. Für Eugen Prinz von der BI Leukämie in der Elbmarsch zeigt der dreiwöchige Weiterbetrieb des Reaktors mit erhöhter radioaktiver Freisetzung, „daß in der Atompolitik weiterhin Geld vor Gesundheit geht“.
Der Krümmler Defekt könnte zur zusätzlichen Motivierung aller Anti-Atom-ProtestlerInnen beitragen, die in den nächsten Wochen ein dichtgedrängtes Programm erwartet: Nachdem bis zum kommenden Wochenende zahlreiche Veranstaltungen zum „Jubiläum“ des GAU in Tschernobyl geplant sind, steht Anfang Mai der Protest gegen den zweiten Castor-Transport auf dem Polit-Programm.
Die Arbeitsgemeinschaft freier Jugendverbände rechnet mit rund 3000 TeilnehmerInnen an der Hamburger Tschernobyl-SchülerInnendemo, die am morgigen Freitag um 12.30 Uhr am Bahnhof Schlump beginnt. Auf dem anschließenden „Forum der Veränderungen“ werden ab 14 Uhr auf dem Gänsemarkt die Ergebnisse der Tschernobyl-Projekttage an zahlreichen Hamburger Schulen zusammengetragen und Alternativen zur Atompolitik und Energieverschwendung diskutiert. Am Abend wird ab 20 Uhr in der Altonaer „Motte“ ein neuer Film zu den „Ausrangiert“-Protesten im Wendland gezeigt.
Zur Norddeutschen Tschernobyl-Demo, die am kommenden Samstag um 11.30 Uhr vor der Geesthachter Post beginnt und dann weiter nach Krümmel führt, startet um 10 Uhr (pünktlich!) ein Fahrradkorso am Bergedorfer Bahnhof. Busse fahren zum gleichen Zeitpunkt am Bahnhof Sternschanze los, während sich die automobilen AKW-Gegner um 10 Uhr beim AStA der Universität (Von-Melle-Park) treffen.
Den Auftakt der Anti-Castor-Blockaden bildet am Freitag, dem 3. Mai, zwischen 16 und 23 Uhr ein bunter Aktionsabend auf dem Lüneburger Marktplatz. Am darauffolgenden Samstag wird in Dannenberg um 12 Uhr eine genehmigte Kundgebung die geplanten „vielfältigen Widerstandsaktionen“ gegen den Castor einleiten, der voraussichtlich am 6. Mai ins Zwischenlager Gorleben gebracht werden soll. Fahrkarten für die Busse nach Dannenberg, die bereits um 7 Uhr am Bahnhof Sternschanze starten werden, sind bei der Jugend Umwelt Projektwerkstatt (JUMP) erhältlich (Tel: 394095).
Ein Vorbereitungstreff für die Dannenberg-Aktionen findet am 2. Mai um 19 Uhr in der Roten Flora am Schulterblatt statt. Für alle AKW-GegnerInnen, die am ersten Mai-Wochenende nicht ins Wendland fahren können, aber trotzdem aktiv werden wollen, findet zudem am 28. April ein Treffen in den JUMP-Räumen in der Gaußstraße 17 statt. Marco Carini
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