Uli Maslo bald im Smoking?

■ FC St. Pauli nach 2:0 über Schalke so gut wie gerettet / Gronau, Springer, Sobotzik und Schweißing haben verlängert / Was passiert mit Tore Pedersen?

Neben Präsident Heinz Weisener wirkte Uli Maslo under-dressed. Im Trainingsanzug absolvierte der Übungsleiter des FC St. Pauli die Pressekonferenz nach dem 2:0 gegen Schalke 04, während Papa Heinz, gepflegt wie immer, in Mantel und Sakko erschienen war. Doch Maslo hatte einen guten Grund, gegen seine Gewohnheit so leger daherzukommen. „Ich hatte keine Zeit zum Umziehen“, entschuldigte sich der 57jährige, der nach dem 2:0-Sieg unzählige TV- und Radio-Interviews hatte geben müssen.

Vielleicht war es aber auch ganz gut so, daß der Erfolgscoach gerade am Freitag abend nicht im feinen Zwirn aufgetreten war. Schließlich hatte der FC St. Pauli mit dem Sieg über die Knappen den Klassenerhalt so gut wie sicher unter Dach und Fach gebracht – vor allem dank seiner „couragierten“ Spielweise, wie Maslo es formulierte, durch Kampf und Einsatz also. Der übliche blaue Zweireiher mit goldenen Knöpfen? – der Trainingsanzug paßte einfach besser und saß wie angegossen.

Auch Weiseners gediegenes Outfit war nicht ohne symbolische Kraft. Der Mann strahlte Souveränität aus und Bestimmtheit. Sein gesamtes Auftreten ließ einen glauben, zu wissen, wie es gewesen sein muß, als der Chef Freitag mittag im Trainingslager vor die Mannschaft getreten war und sie „mit drei, vier Sätzen aus dem Herzen“ an die Vorteile eines Erstliga-Arbeitsplatzes erinnert hatte. Selten genug war dies in der Vergangenheit vorgekommen, doch „es schien mir an der Zeit“, umschrieb Weisener seine erfolgreiche Intervention.

Diese wird vorerst nicht die letzte bleiben, die kommende Serie im Oberhaus – „die Mannschaft wird sich den Klassenerhalt nicht mehr nehmen lassen“, so Maslo – will vorbereitet sein. Bereits wenige Stunden nach dem Spiel saßen deshalb Weisener und Maslo schon wieder zusammen, diesmal unter Ausschluß der Öffentlichkeit. „Den Stamm wollen wir halten, alles Weitere ist zu klären“, umriß Weisener zuvor seine Vorstellungen. Die Vertragsverlängerungen von Oliver Schweißing, Thomas Sobotzik (beide bis 1998) und Jürgen Erster gelungener Hackentrick seit der A-Jugend Gronau (bis 1997) sollen nur der Auftakt gewesen sein. Mit Christian Springer wird vermutlich heute ein neuer Vertrag unterzeichnet.

So weit sind die Verantwortlichen bei Tore Pedersen noch lange nicht. Der norwegische Nationalspieler ziert sich und will erst dann zusagen, wenn der Klassenerhalt endgültig gesichert ist: Bei fünf Punkten Vorsprung auf den Drittletzten und nur noch vier Spielen ein vermutlich taktisches Manöver, um Zeit zu gewinnen. Denn mittlerweile hat auch der HSV Interesse am 26jährigen Leihspieler von Sanfrecce Hiroshima bekundet. Gute Voraussetzungen, um eine Gehaltsaufbesserung einzupokern.

Doch selbst wenn der von einem Kreuzbandriß genesene Pedersen bleiben sollte, bestünde weiter Handlungsbedarf. Seit längerem fordert Maslo einen neuen Stürmer, bislang hieß es immer, es sei kein Geld da. Vom DFB hat der FC die Lizenz „ohne Einschränkungen“ erhalten, der Hauptsponsor eine Nicht-Abstiegsprämie von 350.000 Mark ausgelobt. Vielleicht läßt sich doch eine Verstärkung für den Angriff finanzieren. Es muß ja nicht gleich einer wie Martin Dahlin sein. Andererseits: Uli Maslo einmal im Smoking zu sehen wäre auch ein Erlebnis. C. Gerlach

FC St. Pauli: Thomforde – Dammann – Trulsen, Pedersen – Hanke, Schweißing (85. Scharping), Pröpper, Gronau (71. Szubert), Springer – Sobotzik, Driller (90. Stanislawski)

FC Schalke 04: Lehmann – Thon – Eigenrauch, Linke – Latal (60. Held), Müller (22. Büskens), Nemec, Dooley, Anderbrügge (66. Wagner) – Max, Mulder

Zuschauer: 20 654

Tore: 1:0 Driller (1./schnellstes Saisontor), 2:0 Dammann (16./ Nachschuß Foulelfmeter)