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Private Welt- und Feindbildpflege

■ betr.: „Alternative Ordnung“, „Mit aller Gewalt für ein friedli ches Fest“, taz vom 26. 4. 96

Statt zu berichten, treibt der Schreiber private Welt- und Feindbildpflege. Deeskalationsbemühungen macht er kurzerhand zu Gewaltandrohungen und per Überschrift sogar -taten.

Zivilpolizisten macht er, unwissend, weil solche jederzeit im Einsatz sind, zu besonders perfider Bedrohung und, noch eins drauf, setzt sie auf die Ebene der DDR- Staatssicherheit. Entweder ist er ein Demagoge oder hat es nicht erlebt, oder beides.

So einfältig und realitätsfern Politikerversuche sind, das Fest zu verbieten, ist auch sein Satz, daß die Veranstalter gut daran getan hätten, den spontanen, lebendigen und gewaltfreien Charakter zu lassen. Womöglich wäre er bei anderen Zeitungen, die das Ziel haben, mit einfachen Sätzen die Emotionen ihrer Leser hochzuschäumen, besser aufgehoben. Genauere Kenntnisse der Lage können dann weiterhin vom Autor durch leicht erkennbare Wahrnehmungsmuster ersetzt werden. Natürlich können die Bemühungen der Leute vom Kollwitzplatz schiefgehen, an dem übrigens auch (noch) sehr viele Normalbürger wohnen, denen weder der Yuppie- noch der Alternativtourismus paßt. Der naseweise taz-Autor hat das dann schon gewußt, und man hat hier dann endlich seine unumstößliche Erfahrung. Vielleicht kann er ja vor Ort auch was für seine Sache tun. Es dürfte leicht sein, die „bündnisgrüne Bürgerwehr“ (Junge Welt) zu kippen. Und für den Schreiber wäre alles wieder so, wie es sein muß: bloß keine Experimente im Osten. Und ein paar feine Bilder fielen auch ab dabei. Joachim Doese, Berlin

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