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Das schwäbische As sticht nicht mehr

■ Die „Altenburger Spielkartenfabrik“ in Leinfelden stellt Vergleichsantrag

Stuttgart (dpa) – Rechtsanwalt Hendrick Hefermehl ist zum vorläufigen Vergleichsverwalter der Altenburger und Stralsunder Spielkartenfabriken ASS AG in Leinfelden-Echterdingen bestellt worden. Das teilte gestern das Amtsgericht Stuttgart mit.

Das 1765 gegründete Unternehmen ist die älteste deutsche Aktiengesellschaft. Es dürfte kaum zu retten sein. Nach Auskunft des Aufsichtsratsvorsitzenden Bruno Caspar und des Vorstands Norbert Zeising sind die Produktionsanlagen auf dem Stand der 70er Jahre, deshalb werde zuviel Personal gebraucht. „Die Fabrikationsräume in Leinfelden-Echterdingen sind völlig verrottet“, heißt es. Das Weiterführen der Fertigung sei deshalb ohne sofortige Erhaltung und Modernisierung nicht möglich.

Seit mehr als zehn Jahren sei ASS zudem nicht mehr kontinuierlich auf professionelle Weise geführt worden. In den vergangenen fünf Jahren hätten sich die beiden Hauptaktionäre, die Münchner Ge-Bo-Gruppe (rund 53 Prozent der Anteile) und die Berliner ITP Ton- und Bildträger GmbH von Karl Blatz (32 Prozent), gestritten. „Auch die klare Erkenntnis“, sagt der Aufsichtsrat, „daß beide Mehrheitsaktionäre im Falle des Konkurses Vermögenseinbußen in zweistelliger Millionenhöhe erleiden werden, hat diese nicht zum Einlenken bewegen können.“ Eine – offenbar mögliche – Übernahme durch einen „namhaften Wettbewerber“ sei nicht genutzt worden.

Mitte April hatte ASS bekanntgegeben, daß mehr als die Hälfte des Grundkapitals von zwölf Millionen DM aufgezehrt sei. Für den 22. Mai ist deshalb eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen worden. ASS mit rund 120 Beschäftigten rechnete nach früheren Angaben für 1995 mit einem Verlust von 2,2 Millionen DM bei 23 Millionen DM Umsatz.

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