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Let's go West

■ Jelzin verweist britische Diplomaten wegen Spionagevorwurf des Landes

Dublin (taz) – Rußland hat neun britische Diplomaten zu „unerwünschten Personen“ erklärt und fordert sie auf, das Land zu verlassen. Ihnen wird Spionage vorgeworfen. Vorausgegangen war die Verhaftung eines russischen Beamten, der angeblich zugegeben hat, für den britischen Auslandsdienst MI-6 gearbeitet zu haben. Ihm droht die Todesstrafe.

Der britische Außenminister Malcolm Rifkind reagierte auf die Ausweisungen äußerst zurückhaltend. Er bestritt die Vorwürfe nicht, bestand aber darauf, daß keinerlei Beweise vorlägen. Verteidigungsminister Michael Portillo beklagte sich über den Umfang der Ausweisung. Sie seien nicht gerechtfertigt. Offenbar drängt die britische Regierung hinter den Kulissen darauf, daß Rußland die Zahl auf einen oder höchstens zwei Diplomaten senkt. Andernfalls, so hieß es, werde man mit der „Enttarnung“ russischer Agenten in London beginnen.

Daß Diplomaten auch für die heimatlichen Geheimdienste arbeiten, ist bekannt. Gezielte Spionage sei jedoch ein russisches Phänomen, während die Briten „lediglich die Augen offen halten“, bemerkte eine englische Zeitung sarkastisch. Es hängt wohl mit den russischen Wahlen am 16. Juni zusammen, daß die Agenten Ihrer Majestät jetzt „enttarnt“ wurden – Rußlands Präsident Boris Jelzin setzt auf die patriotische Karte.

Seit der Auflösung des KGB 1991 haben ausländische Geheimdienste in Rußland freie Bahn. Leonid Schebarschin, einer der letzten KGB-Bosse, verglich die Situation mit dem Chaos in Westeuropa nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Sowjetunion leichtes Spiel bei der Rekrutierung von Agenten hatte. 1994 wurden mehr Spione in Rußland ertappt als in den vorangegangenen sieben Jahren zusammen. Erst im Februar wurde der britische Geschäftsmann Nigel Shakespear des Landes verwiesen. Derselbe Shakespear war Ende der achtziger Jahre britischer Militärattaché in Moskau und wurde 1989 wegen Spionage für den MI-6 nach Hause geschickt. Ralf Sotscheck

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