: Shell und Esso dürfen nicht bohren im Wattenmeer
■ Sieg niederländischer Umweltorganisationen gegen geplante Gasbohrungen
Amsterdam (taz) – Der Schatz im Wattenmeer ist in etwa 18 Milliarden Mark wert – aber vorläufig muß er im Boden bleiben. Die niederländische Erdgas- und Erdölfirma NAM (Nederlandse Aardolie Maatschappij), die je zur Hälfte der Royal Dutch Shell und Esso gehört, wollte noch in diesem Jahr Probebohrungen im niederländischen Wattenmeer vor Ameland (eine), Schiermonnigoog (zwei) und Huibertplaat niederbringen. Doch jetzt machte ein Gericht in Leeuwarden den Konzernen einen Strich durch die Rechnung. Nachdem Bohrungen im deutschen Wattenmeer vor der Insel Borkum verhindert worden waren, weil sie mitten in der Schiffahrtsrinne stattfinden sollten, kassierten die niederländischen Richter die Bohrpläne, weil „unumstößlich negative Umweltauswirkungen“ zu erwarten seien. Neun Umweltorganisationen hatten das Gericht angerufen mit dem Ziel, die vom Wirtschaftsminister Wijers erteilte Genehmigung einzuziehen. Der Richter in der Hauptstadt Niederländisch-Frieslands, Leeuwarden, gab den Umweltschützern Recht und verboten vier der fünf geplanten Bohrungen. Nur südlich von Ameland darf der Gaskonzern ein Loch ins Wattenmeer bohren.
Die Entscheidung ist ein harter Schlag für Shell und Esso. Seit Monaten hatten die Multis versucht, die öffentliche Meinung auf den Inseln mit gut vorbereiteten Vorträgen für sich zu gewinnen.
Viel PR nützte Shell und Esso wenig
Die Umweltorganisationen aber ließen nicht locker und fochten die von der Regierung in Den Haag erteilten Genehmigungen trotzdem an. Der Erfolg der Ökologen ist auch formal begründet.
Der Richter in Leeuwarden urteilte, daß die Umweltgutachten des Gaskonzerns nicht vollständig seien und es immerhin möglich wäre, daß sich die schädlichen Nebenwirkungen gegenseitig verstärken. Befürchtet wird, daß Seehunde und Vögel sterben. Als Folge würde der Tourismus noch mehr leiden, als ohnehin durch Bohrtürme und Bohrungen zu erwarten.
Eigentlich ist das gesamte Wattenmeer von Dänemark über Deutschland bis hin zu den Niederlanden unter Schutz gestellt. Die Shell/Esso-Firma NAM teilte mit, man sei „traurig“ über die richterliche Entscheidung. Die ersten Bohrungen sollten in zwei Wochen beginnen. NAM-Sprecher Frank Duut fügte aber hinzu, daß die Bohrungen nur für ein Jahr ausgesetzt seien. Der Konzern will in die Revision gehen. Ed van Zypthen
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