: Rettung für Klöckner-Humboldt-Deutz
■ Deutsche Bank, Düsseldorfer Landesregierung und die Stadt Köln einigen sich auf Rettungskonzept für den Maschinenbaukonzern Klöckner-Humboldt-Deutz. Arbeitnehmer üben Lohnverzicht
Berlin (AP/rtr/dpa/taz) – Der traditionsreiche Kölner Maschinenbaukonzern Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) scheint gerettet. Gestern präsentierten der KHD-Großaktionär Deutsche Bank gemeinsam mit der Landesregierung Nordrhein-Westfalen und der Stadt Köln ein Rettungskonzept für den angeschlagenen Firmenriesen.
Der Hauptaktionär Deutsche Bank (47,7 Prozent) wandelt 300 Millionen Mark seiner Forderungen in Beteiligungen am Konzern um und stellt zusätzlich 250 Millionen Mark zur Rettung der Firma bereit. Die übrigen rund 50 Gläubigerbanken verzichten für 15 Monate auf ihre Zinsen, etwa 100 Millionen Mark.
Gleichzeitig werden an den KHD-Standorten Köln und Mannheim Grundstücke und Leasinggesellschaften verkauft. Eine Tochter der Kölner Stadtsparkasse kauft für 378 Millionen Mark die Grundstücke; Land und Stadt schießen zusammen 178 Millionen Mark zu. Die Belegschaft von noch 9.400 Mitarbeitern will mit Lohnverzicht und einer längeren Arbeitszeit 100 Millionen Mark für die Sanierung bereitstellen. Anschließend soll die KHD aufgespalten werden. Die verlustbringende Industrieanlagensparte steht zum Verkauf, der Konzern soll in Deutz AG umbenannt werden. An den Rand der Pleite war das 1864 in Köln gegründete Unternehmen durch Geschäfte in Saudi-Arabien geraten. KHD hatte 1993 von der Treuhand den größten osteuropäischen Zementanlagenbauer „Zementanlagen und Maschinenbau“ ZAB erworben. Die ZAB machte dann bei drei Aufträgen in Saudi-Arabien Verluste von 650 Millionen Mark, die der Konzernleitung angeblich verschleiert wurden. Insgesamt steht KHD nach Presseberichten mit 1,9 Milliarden Mark in der Kreide. Der Düsseldorfer Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) hatte in den vergangenen Tagen ein Rettungskonzept zusammengestellt. Clement schickte den alten SPD-Strategen Hans- Jürgen Wischnewski nach Saudi- Arabien, um den Konzern gegen saudische Regreßforderungen zu sichern. Die saudischen Auftraggeber für die Betonwerke stimmten dem Sanierungsplan offenbar zu. Clement gab sich gestern optimistisch, daß alle 5.300 KHD-Jobs in NRW gerettet werden könnten.
Außer im klassischen Maschinenbau war die KHD vor allem im Landmaschinenbereich und bei den Dieselmotoren stark. KHD ist einer der führenden Traktorenhersteller in Europa. Deutz ist der größte Motorenlieferant für die europäische Baumaschinenindustrie. Zudem ist KHD Marktführer beim Bau von Blockheizkraftwerken in Deutschland. ten
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