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Warnung vor dem Biß ins Ungewisse

■ Monster-Tomate protestiert gegen genmanipulierte Lebensmittel Von Vera Stadie

Der Mann mit dem Bauchladen hat es schwer. Dabei gibt es bei ihm was umsonst. Trotzdem kriegt er seine Ware nicht an den und die HamburgerIn. Das muß am Warnhinweis auf der Schachtel liegen: „Vorsicht! Auch diese Tomate könnte gentechnisch manipuliert sein. Möchten Sie's im Selbstversuch herausfinden?“

Kaum ein Passant auf dem Gänsemarkt war gestern bereit zu diesem Biß ins Ungewisse. Zumal eine sieben mal sieben Meter große, zähnefletschende Tomate mitten auf dem Platz drohend an die Risiken von gentechnisch manipulierter Nahrung erinnerte. Das aufgeblasene Monster ist zur Zeit für den BUND, die Verbraucherzentralen und die Reformhäuser auf Deutschlandtournee durch 25 Städte.

Auch die Regale Hamburger Supermärkte würden bald mit Gen-Futter gefüllt sein, prophezeit Ralf Alsfeld, Ernährungsberater bei der Verbraucherzentrale. Die neuartigen Lebensmittel sind wie die prominente „Gen-Tomate“, Kartoffeln, Soja oder Mais, selbst gentechnisch verändert oder sie enthalten – wie zum Beispiel Süßwaren, Käse, Backwaren – Zusatzstoffe, die mit gentechnisch manipulierten Organismen produziert wurden.

Die Gesundheitsgefahren, die von derart manipulierter Nahrung ausgehen, seien unkalkulierbar, warnt Jörg Bernhard vom BUND. Für Allergiker werde Essen zum russischen Roulette, wenn beispielsweise Sojabohnen die Erbanlagen von Paranüssen enthalten. „Und wenn überhaupt Gen-Food, dann nur mit klarer Kennzeichnung, ganz gleich, wie groß oder klein das Risiko für unsere Gesundheit auch sein mag. Denn wir haben das Recht, zu wissen, was wir essen.“

Die Kennzeichnung, wie sie von der Europäischen Union geplant ist, hält er für völlig unzureichend: “Neunzig Prozent der Gentechnik im Bereich der Lebensmittel – Enzyme, Zusatzstoffe, Aromen, zu Ketchup verarbeitete Gen-Tomaten, genetisch veränderter Mais in Cornflakes – wird nicht gekennzeichnet sein.“ Das Problem für die ahnungslosen Kunden: „Geniale“ Lebensmittel lassen sich weder am Geschmack, noch am Aussehen erkennen.

Nicht nur Reformhäuser und der Bundesverband Naturwaren wollen auf den Verkauf gentechnisch produzierter oder veränderter Lebensmittel verzichten. Auch der Verband des Lebensmittel-Einzelhandels Hamburg lehnt die Gentech-Ware ab. „Zum Schutz unserer Kunden“, erklärte Verbandsvorsitzender Hans-Georg Giese gegenüber der taz, denn die Risiken seien noch nicht hinreichend ausgelotet. „Eine Tomate, die nach fünf Wochen noch immer so aussieht wie am ersten Tag? Was soll das? Wir im Fachhandel haben so einen Unsinn nicht nötig. Meine Kollegen kaufen die Ware jeden Morgen frisch auf dem Großmarkt. Wir sind für die tatsächliche Frische, nicht für die manipulierte Frische!“

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