■ Junge Freiheit
: Freiheit, die sie meinen

Die Junge Freiheit (JF) liebt die Verstellung. Einst bezeichnete sich das Blatt als „Deutsche Wochenzeitung für Politik und Kultur“. Seitdem jedoch Chefredakteur Dieter Stein zur konservativen Mitte hin drängt, wurde der Zusatz „Deutsch“ kurzerhand vom Titelblatt genommen.

Die JF, 1986 von rechten Studenten gegründet, erscheint seit 1994 wöchentlich. Zur ihren Unterstützern und Autoren gehören neben Exmitgliedern der Republikaner und der Deutschen Liga für Volk und Heimat auch Rechtsaußen der CDU, etwa der Bundestagsabgeordnete Heinrich Lummer. Im Herbst 1994 trennte sich Stein vom Kulturredakteur Andreas Molau, der mit seiner rechtsextremen Gesinnung einer „Öffnung“ des Blattes im Wege stand.

Über die Auflage der JF, auf deren Druckerei im Dezember 1994 ein Brandanschlag verübt wurde, gibt es widersprüchliche Angaben. Stein behauptet, die JF verkaufe in der Bundesrepublik und Österreich rund 35.000 Exemplare. Selbst diese Zahl ist wohl übertrieben. Nach Anschlägen der Antifa-Szene gegen Kioske ist das Blatt oft nur unter dem Ladentisch zu haben.

Um neue Leser zu gewinnen, schreckt die JF, die seit 1995 in Berlin residiert, auch vor unlauteren Methoden nicht zurück. So wurde in einer JF-Broschüre mit dem Historiker Michael Wolffsohn geworben – ohne dessen Kenntnis.

Als intellektueller Kopf der JF gilt Roland Bubik. Der frühere Stipendiat der CDU-nahen Adenauer-Stiftung und Herausgeber eines Sammelbandes rechter Jungmänner und -frauen („Wir 89er“) versucht, die Independent-Szene an das Blatt zu binden. Nachdem sein Ziel, Teile der Techno-Anhänger zu vereinahmen, kläglich scheiterte, entdeckte er Gothic und Dark Wave als Objekte rechter Begierde. sev