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US-Senator vor der Tür

■ Streit bei Nordirland-Gesprächen um Gesprächsleiter George Mitchell

Dublin (taz) – Während die Nordirland-Gespräche im Sitzungssaal von Schloß Stormont gestern weitergingen, wurde vor den Toren eine Pantomime aufgeführt: Mitglieder von Sinn Féin, die sich Masken des britischen Premierministers John Major über den Kopf gezogen hatten, parodierten die nordirischen Friedensgespräche, von denen sie in Ermangelung eines IRA-Waffenstillstands ausgeschlossen sind.

Ausgeschlossen ist aber auch der ehemalige US-Senator George Mitchell, der die Gespräche eigentlich leiten sollte. Die Unionisten hatten angedroht, sofort aus dem Sitzungssaal zu stürmen, falls Mitchell auch nur einen Fuß hineinsetzen würde. So blieb der Exsenator wie schon am Vortag in seinem Büro und hörte der Debatte über seine Rolle bei dem Friedensprozeß über einen Lautsprecher zu. Die Plenarsitzung wurde jedoch schon am Vormittag abgebrochen. Statt dessen versuchte man, die verfahrene Situation in bilateralen Gesprächen zu lösen.

Der protestantische Pfarrer Ian Paisley sagte, daß die Vertrauensbasis entzogen wäre, würde man „uns Mitchell aufzwingen“. John Taylor von der Ulster Unionist Party (UUP) meinte gar, man könne genauso gut einen US-Serben die bosnischen Friedensgespräche leiten lassen. Seamus Close von der gemäßigten unionistischen Alliance Party sagte dagegen, es wäre Zeit, daß die Kollegen erwachsen würden. „Wir sind nicht gewählt worden, um über den Vorsitzenden der Gespräche zu streiten“, sagte er. Nur Seamus Mallon von den katholischen Sozialdemokraten war optimistisch. „Am Ende wird Mitchell doch den Vorsitz haben“, prophezeite er. Bis Redaktionsschluß sah es nicht danach aus. Die UUP schlug am Nachmittag vor, einen Unterausschuß zu bilden, der einen Rahmen für die Verhandlungen erarbeiten soll. Ralf Sotscheck

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