■ Cash & Crash
: Bubills: die neuen Wertpapiere

Berlin/Frankfurt (taz/AP) – Ab Juli hat der Bund eine neue Möglichkeit, sich zu verschulden. Die Bundesbank hat dem Fiskus vergangene Woche die Erlaubnis gegeben, erstmals Staatsanleihen mit weniger als einem Jahr Laufzeit herauszugeben, liebevoll „Bubills“ genannt.

Die Bundesbank hat sich aus Sorge vor allzu kurzfristigen Einflüssen auf die Geld- und Stabilitätspolitik lange gesträubt. Aber um den Finanzplatz Deutschland nicht zu gefährden, hätte man dem drängenden Wunsch der Finanzmärkte nachgegeben, erklärte Bundesbank-Vizepräsident Johann Wilhelm Gaddum. Denn ansonsten würden womöglich andere EU-Staaten wie Frankreich oder Italien das Geschäft machen. Schließlich hat sich die Bundesbank mit der Bundesregierung geeinigt, nur für 20 Milliarden Mark Bubills bis 1997 herauszugeben, damit der Einfluß begrenzt bleibt. Das allerdings freut die Finanzmärkte nun nicht gerade. Finanzexperten winken ab, dieser geringe Umfang deute auf keinen regen Handel hin.

Der Bund aber freut sich über die neuen Wertpapiere. Damit würde er Zinsen in dreistelliger Millionenhöhe sparen können. Denn normalerweise müssen für kurzfristige Kredite geringere Zinsen als für langfristige gezahlt werden. Die Bubills mit sechs Monaten Standardlaufzeit können alle drei Monate von Banken ersteigert werden, die bei den Landeszentralbanken Konten unterhalten. An den Börsen werden sie nicht gehandelt. Aber der Bund legt auch bei anderen Anleiheformen nach. So bietet er zusätzlich zweijährige Bundesschatzanweisungen an, deren Kurs an der Börse notiert werden soll. Und auch die Bundesanleihen mit 30jähriger Laufzeit sollen wiederbelebt werden: Einmal im Jahr will der Bund eine Langzeitanleihe neu emittieren oder eine alte aufstocken.

Die ausgeweitete Emissionstätigkeit des Bundes bedeute aber natürlich nicht, daß der Bund seine Bemühungen aufgebe, weniger Schulden aufzunehmen, beteuerte Finanzstaatssekretär Jürgen Stark. Aber einen gewissen Konflikt zwischen Schuldenreduzierung und Pflege der Finanzmärkte könne es schon geben. lieb