Bombe gegen US-Stützpunkt am Golf

■ Bei einem Anschlag in Saudi-Arabien wurden vermutlich 19 Menschen getötet und mehrere hundert verletzt. Die Täter parkten einen Tankwagen voll Sprengstoff vor einem Wohnhaus für US-Soldaten und verschwanden unerkannt

Riad/Berlin (AFP/dpa/taz) – Zweieinhalb Tonnen Sprengstoff haben die Mär vom stabilen Königreich Saudi-Arabien zerstört. Um 22 Uhr Ortszeit explodierte vorgestern abend vor dem US-Luftwaffenstützpunkt König Abdul Asis ein zur Bombe umfunktionierter Tankwagen. Vermutlich 19 Menschen wurden getötet und etwa 280 verletzt – etliche davon schwer. Mindestens 17 der Toten sollen US-Amerikaner sein. Der Stützpunkt befindet sich bei Dahran am Persischen Golf. Nach der irakischen Invasion in Kuwait hatten die Golfkriegsalliierten dort 1990 ihr Hauptquartier eingerichtet.

Gestern suchten Helfer unter den Trümmern nach weiteren Opfern. Von den Tätern fehlte jede Spur. Die saudische Führung setzte eine Belohnung von 2,6 Millionen US-Dollar aus. „Die Feiglinge, die dies getan haben, dürfen nicht ungestraft bleiben“, sagte US-Präsident Bill Clinton und schickte FBI-Agenten in die Region. Außenminister Warren Christopher reiste von Kairo zum Tatort.

Der Tankwagen war auf eine Wohnsiedlung auf dem US-Gelände zugefahren und davor stehengeblieben. Zwei Männer sprangen heraus und flüchteten in einem weißen Auto. Die Wachen gaben sofort Alarm, doch reichte die Zeit nicht zur Evakuierung der Gebäude: Nur vier Minuten später explodierte die Bombe. Sie riß einen vierzehn Meter langen und zehn Meter breiten Krater. Ein achtstöckiges Gebäude wurde völlig zerstört, andere wurden beschädigt.

„Der Tod von 17 Amerikanern ist bestätigt, aber die Opferzahl könnte sich noch erhöhen“, sagte gestern der US-Geschäftsträger in Riad, Theodore Kattuf. Die Angaben über die Opferzahlen variierten. Das Pentagon sprach von 19 Toten, 60 schwer und rund 220 leicht Verletzten. Ein Pentagon-Sprecher sagte, alle Opfer seien US-Bürger. Allerdings gebe es noch keine endgültig gesicherten Angaben. Möglicherweise fielen auch Menschen anderer Nationalität, die auf dem Stützpunkt als Zivilisten beschäftigt waren, dem Anschlag zum Opfer. Auf dem Gelände sind mehrere tausend Soldaten aus den USA, Frankreich und Großbritannien stationiert, die das von der UNO verhängte Flugverbot über dem Süden Iraks überwachen. Aus den Verteidigungsministerien in London und Paris hieß es, britische und französische Soldaten seien nicht verletzt worden.

Westliche Regierungen verurteilten einhellig den Anschlag. UN-Generalsekretär Butros Ghali verurteilte den Terrorakt und forderte wirkungsvolle Gegenmaßnahmen. Der britische Premierminister John Major bezeichnete ihn als „abscheulich“ und sicherte die Hilfe Großbritanniens bei der Fahndung nach den Tätern zu. Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) schickte Beileidstelegramme nach Washington und Riad.

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