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Derselbe Ort, der gleiche Punkt, ein Jahr später

■ PennälerInnen besetzen erneut die Schulbehörde aus Protest gegen die Bildungsnot

„Heyhoo, hier kommt sie schon, von unten die neue Opposition... Schüler gehör'n nicht ins Sparschwein rein!“ Mit holprigem Refrain besetzten gestern morgen 130 PennälerInnen die Räume der Schulbehörde an der Hamburger Straße. Die Forderungen: Mehr Mitbestimmung für SchülerInnen, Finanzierung der Reformen des neuen Schulgesetzes, Zurücknahme der Abiturverschiebung sowie ein Gespräch mit Schulsenatorin Rosi Raab.

Unter den Beteiligten herrschte gute Stimmung: So hatte die fröhliche frauendominierte Menge gleich ein Ständchen parat, als die Polizei erschien: „Schöner fremder Mann, du gehörst zu mir...“ Dann wurde es doch noch inhaltlich, denn Oberschulrat Peter Daschner erklärte sich zum Gespräch bereit. Die SchülerInnen beklagten, daß sie keinerlei Mitbestimmung besitzen. „Wenn wir ,Nein' sagen, hat das überhaupt keine Auswirkung.“ Daschner sah dagegen „viel Übereinstimmung zwischen Schülern und Senatorin“.

Ein Aktivistin monierte, daß die Proteste der SchülerInnen- und Elternkammer immer wieder ignoriert werden. Daschner cool: „Die Verwaltung entscheidet.“ Empörte Antwort: „Sie haben doch keine Ahnung, was an der Schule los ist.“ So hätten sich alle Befürchtungen, die die Schülerschaft in Sachen Abiturverschiebung im vorigen Jahr vorgebracht hätte, bestätigt.

Auf die Forderung nach 500 neuen Lehrerstellen bagatellisierte Daschner: „Es wird in den nächsten Jahren keine Lehrerstelle gestrichen. Hingegen sollen bei der Polizei 500 Stellen eingespart werden.“ „Jetzt sind wir am gleichen Punkt wie im vorigen Jahr. Da haben sie uns von der schwierigen Situation bei der Feuerwehr erzählt“, so eine genervte Schülerin. Durch den Stellenstopp würde aber die Lehrerschaft immer mehr veraltern: „Was soll ich mich einem Lehrer anvertrauen, der mein Opa sein könnte?“

Da ein im Vorjahr zugesagtes Gespräch zwischen Rosi Raab und SchülerInnenkammer nicht zustande kam, verlangten die Schüler nunmehr eine Zusage. Schulbehördensprecher Ulrich Viehluf nach Rückfrage: „Das Gespräch kann jederzeit stattfinden.“ Die Pennäler verlangten eine telefonische Bestätigung der Senatorin. Nach einigem Hin und Her verteilte Vieluf eine Presserklärung, in der Raab ihre „Gesprächsbereitschaft bekräftigt“, möglicher Termin: 22. oder 30. Mai. Und so zogen die SchülerInnen am frühen Nachmittag wieder musikalisch ab.: „...und die Moral von der Geschicht' – traut der Schulbehörde nicht!“

Kai von Appen

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