Kommentar: Kuhhandel am Meer
■ Zweckbündnis gegen Weservertiefung
Eigentlich sind sie wie Feuer und Wasser: Die Krabbenfischer an der Außenweser und die Naturschützer. Schließlich sollte sich Flora und Fauna im Naturschutzgebiet Wattenmeer ungehindert entfalten dürfen, sagen die Freunde der Natur. Wer aber die Krabben wegfischt, zerstört damit einen prägenden Faktor dieser einmaligen Grenzlandschaft zwischen Meer und Land. Wer so denkt, zerstört unsere wirtschaftliche Existenz, haben die Fischer stets gegengehalten. Auch das ist unfreundlich gegenüber dem Leben.
Die Allianz, die der BUND und die Krabbenfischer gestern in Fedderwardersiel geschlossen haben, stinkt sieben Meilen gegen den Wind nach einem Zweckbündnis. Die einzige Gemeinsamkeit der beiden Seiten: Sie sind gegen die weitere Vertiefung der Außenweser für die Containerschiffahrt im gigantischen Stil. Die Gründe dafür weisen diametral auseinander.
Das muß allerdings keineswegs schlecht sein. Im Gegenteil: Gerade Zweckbündnisse sind oft die besten Kampfgemeinschaften. Frei von ideologischen Hemmnissen können sie sich voll und ganz auf jeden Kuhhandel einlassen. Wenn also am Ende für die Fischer ein paar Milliönchen Entschädigung herausspringen und für die Umweltschützer Geld für sinnvolle Ausgleichsflächen, dann hat sich das Bündnis von Feuer und Wasser doch gelohnt.
Dirk Asendorpf
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen