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■ Eskalation in Nordirland: Polizei auf seiten der UnionistenWie der Ku-Klux-Klan in der Bronx

Die Fronten in Nordirland sind wieder geklärt: Die Polizei prügelt den protestantischen Paraden die Straße frei, die Bewohner der katholischen Ghettos wehren sich mit Krawallen. Diese Bilder kennt man. Die fünf Tage der vorigen Woche, als die Polizei den Orangeisten in Portadown Paroli bot, sind nur noch eine Fußnote in der Geschichte des Nordirland-Konflikts – ein Täuschungsversuch, mehr nicht.

Irische Politiker warfen der Polizei daraufhin empört Parteilichkeit vor. Wo waren diese Leute bloß in den vergangenen 30 Jahren? Was ist von einem Schwein anderes zu erwarten als ein Grunzen? Schließlich hat die RUC ein erhebliches Interesse an diesem Konflikt: Es geht für sie um Jobs, Überstunden und Gefahrenzulage. Hinzu kommen ideologische Gründe: Es ist dieselbe RUC-Polizei, die 1969 gemeinsam mit dem loyalistischen Mob brandschatzend durch katholische Viertel zog. Die Wiederbelebung der IRA war damals die direkte Antwort auf die Parteilichkeit der Polizei. Auch jetzt ist zu befürchten, daß die RUC, die wie der militärische Flügel des Orangeisten-Ordens auftrat, wieder ganze Arbeit für die IRA geleistet hat.

Schuld daran ist die britische Regierung. Ein Friedensprozeß ohne Polizeireform ist vollkommen sinnlos. Niemand in den katholischen Vierteln wird diese Polizei akzeptieren – verständlich, wie die vergangene Woche gezeigt hat. Es war dasselbe, als wenn der Ku- Klux-Klan durch die Bronx marschiert wäre. Für den Friedensprozeß bedeutet dies: Man kann Sinn Féin nicht mehr länger von den Mehrparteiengesprächen ausschließen, nur weil ihr militärischer Flügel, die IRA, keinen Waffenstillstand erklärt hat. Mit demselben Argument müßte man die Unionisten um David Trimble und Ian Paisley vom Runden Tisch verbannen, weil sie den loyalistischen Mob aufgestachelt haben. Resultat war ein toter katholischer Taxifahrer, Hunderte Verletzte und eine paralysierte britische Provinz – eine Krise, die die IRA nie herbeiführen könnte. So verlieren die Argumente, um Sinn Féin zu ächten, immer mehr an Überzeugungskraft. Und wer wollte von der IRA verlangen, ihre Waffen herauszurücken, solange ein windelweicher John Major einer bewaffneten Miliz in Polizeiuniformen grünes Licht für Überfälle auf die katholischen Viertel Nordirlands gibt? Ralf Sotscheck, Belfast

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