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Wagenburgen: In 18 Monaten alle weg

■ Senat hält am Ersatzstandort Staaken fest. Wagenburgler sollen Nutzungsgebühr zahlen. Anwohner vertrieben geräumte East-Side-Bewohner. Innensenator droht mit weiteren Räumungen

Die Wagenburgen sollen in „geregelte Bahnen“ gelenkt und in den nächsten anderthalb Jahren größtenteils aufgelöst werden. Dies betonte gestern Gesundheitsstaatssekretär Detlef Orwat (CDU). Auf dem 30.000 Quadratmeter großen Ersatzstandort in Staaken sollen Toiletten- und Trinkwassercontainer sowie Mülltonnen aufgestellt werden. Auf dem Areal soll eine Platzordnung gelten, die unter anderem das Abladen von Schutt und Müll untersagt. Wer dagegen verstoße, soll rausfliegen. Die künftigen 80 bis 120 BewohnerInnen sollen ein Nutzungsentgelt von 120 bis 350 Mark monatlich zahlen. Die künftigen Bewohner müssen zudem ein Attest vorlegen, daß sie keine ansteckenden Krankheiten haben. Der Platz soll auch als Auffangmöglichkeit bei weiteren Räumungen dienen.

Staatssekretär Orwat ließ keinen Zweifel daran, daß der Senat trotz massiver Proteste einer Bürgerinitiative an dem Standort festhalten werde. Er betonte aber, es handle sich um eine Übergangslösung. Er verwies auf einen Senatsbeschluß, der die Auflösung der innerstädtischen Wagenburgen vorsieht. Innensenator Schönbohm betonte gestern noch einmal, daß er bereit sei, weitere Wagenburgen räumen zu lassen. Voraussetzung sei, daß „aus Gesundheits- beziehungsweise Umweltgründen ein entsprechendes Amtshilfeersuchen gestellt wird“.

Nach jahrelanger Duldung der Wagenburgen „können wir nicht von heute auf morgen auf Null gehen“, erklärte Orwat. Ziel sei jedoch eine „Differenzierung der Klientel“ und die Überführung in „eine von der Gesellschaft tolerierbare Nutzungsform“. Neben Staaken könnten aber nur die Wagenburgen in der Treptower Wuhlheide und in der Pankower Pankgrafenstraße als gesichert gelten. Auf die Frage, welche Wagenburg als nächste geräumt werde, antwortete Staatssekretär Orwat: „Fragen Sie den Innensenator!“

Nach Einschätzung von Senatsmitarbeiterin Barbara Gerschel sind etwa 10 bis 25 ehemalige Bewohner der East Side Gallery bereit, umzuziehen. Der Platz wird aber erst nächste Woche bezugsfertig sein. Fünf von ihnen hatten ihre Bauwagen am Dienstag abend nach Staaken transportiert, wurden dort jedoch von aufgebrachten BürgerInnen bedroht. Wie Gerschel schilderte, sei den Rollheimern damit gedroht worden, ihre Wagen umzuwerfen und anzuzünden. Die Stimmung sei „sehr aggressiv“ gewesen, ein Bürger habe die Rollheimer „mit einem Hammer bedroht“. Gerschel selbst wurde beinahe mit Steinen beworfen. Die Rollheimer seien „verzweifelt“ gewesen und hätten in dieser aufgeheizten Stimmung keinesfalls auf dem Platz bleiben wollen. Ihre Wagen seien dann mit Hilfe der Polizei in die Pankower Wagenburg transportiert worden.

Die Pankower Wagenburgler, von denen die fünf East-Sider, nicht aber deren Wagen vorläufig aufgenommen wurden, behaupten dagegen, die freiwillig nach West- Staaken gezogenen East-Sider seien von der Polizei gegen deren Willen nach Pankow abtransportiert worden. Da die Pforten des Pankgrafen-Platzes abgeschlossen waren, hätte die Polizei die Wagen „irgendwo auf freiem Feld“ abgestellt. Es sei Ziel der Sozialverwaltung, die vorhandenen Wagenburgen „aufzufüllen“, erklärte Orwat. Eva Behrendt, Dorothee Winden

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