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Vorgeschmack auf das Chaos

■ Schmeißt Bremer Polizei Punks jetzt schon aus der Stadt?

Noch ist ungeklärt, wie Polizei und Innenbehörde sich im Fall einer Verlagerung der Chaos-Tage nach Bremen verhalten wollen. Zwar haben hochrangige Beamte gestern stundenlang konferiert. Doch wollte der Sprecher des Innenressorts, Stefan Luft, sich „beim jetzigen Stand nicht äußern.“ Niemand solle die Ankündigungen der Chaos-Tage in Bremen übers Internet hochspielen, riet Luft stattdessen.

Den hat unterdessen auch ein siebenköpfiger Trupp von Punks aus dem Umland, „mein Besuch aus Thüringen und Braunschweig“, wie der Ex-Bremer Olaf Kawallek erklärt. Der stoppelhaarige ehemalige Bauwägler vom Weidedamm ( („Ich sehe nicht wie ein Punk aus“) lebt mittlerweile auf einem Stellplatz in Dörverden – und da soll er künftig auch bleiben. Diese Lehre glaubt er jedenfalls aus einem Vorfall gestern mittag am Osterdeich ziehen zu müssen: „Meine Freunde und ich waren mit dem Trecker nur auf Parkplatzsuche. Wollten ein bißchen ins Viertel. Da kam die Polizei und brachte uns zur Brommywache.“ Mehr noch: Bei der Freilassung, knapp zwei Stunden später, sei der Gruppe 48stündige Haft angedroht worden, wenn sie nicht innerhalb von zwei Stunden aus Bremen verschwinde.

Warum das alles? Mit seinem frisierten – und deshalb mittlerweile konfiszierten – Trecker oder der Teilnahme am Punkkonzert vom Vorabend allein können Olaf Kawallek und seine FreundInnen sich weder die Festnahme noch die Ereignisse auf der Wache erklären: Als Kawallek den Polizisten nach dem Namen fragte, habe man ihm gedroht, er kriege „was aufs Maul“. Für all das gibt es aus Punkersicht nur einen Grund: „Die haben was gegen uns bunte Leute und wollen Punks aus der Stadt haben.“

Ob das so ist, war bis Redaktionsschluß nicht zu erfahren. Eine Darstellung der Ereignisse aus Polizeisicht war ab 15 Uhr weder bei Polizeipressestelle, Kommissar vom Dienst, Schutzpolizei noch beim Leiter der Wache Brommyplatz zu erhalten. ede

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