■ Nachschlag
: Zur Finissage der NGBK-Ausstellung "Bakunin - Ein Denkmal!"

Schön scheußliches Zeug! Vier Wochen glänzten an dieser Stelle diverse Autoren (Kramer, Funken, Jäschke und Scholz) mit diversen Beiträgen zum Anarchismus und vor allem zu den Werken der NGBK-Ausstellung „Bakunin – Ein Denkmal!“ Nun ist die Kunst am Ende, die Ausstellung vorbei, die Stunde der Wahrheit gekommen: Es war ganz schön scheußlich. Unerheblich, dieser dreieckige Block von Adalbert Falbel aus Darmstadt, umschlungen von fallenden Ketten, die „aus der geknebelten Lebenswirklichkeit emporschießende Kraft der Befreiung“ symbolisierend, obendrauf ein paar feiste Balkonblumen. Lächerlich der Stahlphallus von Gina Habenicht, „Symbol für die geschichtlich vermittelte aufrechte und emporstrebende revolutionäre Kraft“. Ein Ästhetomachwerk das Gipsding von Matyas Terebesi, Stil „Gaudi“, und ein dumpfer Trumpf die senkrecht wehende Banderole von Annette Ziegler aus Karlsruhe („Nur durch die Freiheit anderer werde ich wahrhaftig frei – Bakunin“).

„Gruseliger ästhetischer kultureller Ernst“, sagt da der anwesende Kunstprofessor Helmut Hartwig. Andererseits war auch das, was häßlich sein wollte, nur häßlich: das Flaschen-Dosen-Ensemble von Bernd Kramers Schulfreund Eberhard Schlichting zum Beispiel, das von diesem wie folgt eingeführt wird: „Unter dem Eindruck des Films von Tim Burton über den schlechtesten Film der Welt, eben ,Ed Wood‘, welcher mir zweimal gut gefallen hat, habe ich versucht, das schlechteste Denkmal der Welt zu schaffen.“ Es ist ihm gelungen. Zusammengenommen aber seien die Sachen dann doch wieder komisch, widerspricht Katharina Kaiser vom Haus am Kleistpark. Sie kriegt keine Widerrede, denn just tritt die Finissage in die Phase der Lesung.

Hans Peter Ganzner liest aus „Stunden zwischen Hund und Wolf“, dem ersten Band seiner Romantrilogie. Und er erzählt, daß schon Bert Brecht ausgerufen habe, eine Statue Lenins müsse einzigartig sein. Als ihm daraufhin eine Banane als Denkmal vorgeschlagen wurde, grummelte er jedoch, ein bißchen mehr Ähnlichkeit mit dem Vorbild könne schon sein. Mahnend hebt da Adorno den Finger: „Die von keinem Kunstwerk zu schlichtende Divergenz des Konstruktiven und des Mimetischen, gleichsam die Erbsünde des ästhetischen Geistes, hat ihr Korrelat an dem Element des Albernen.“ So gesehen sei diese Ausstellung, die am Sonntag zu Ende ging, also doch noch mit Lob überhäuft. Übrig bleibt außerdem der Katalog im Kramer-Verlag mit viel schönen Texten von Kramer, Funken, Jäschke und Scholz. Von ihnen umgarnt, versöhnt man sich sogar mit den abgebildeten Denkmälern. Fritz v. Klinggräff