: Notstundenpläne zu Schulbeginn
■ Wenn am kommenden Montag wieder die Schule beginnt, stehen in vielen Schulen nicht einmal die Lehrpläne fest. Schulen wurden erst letzte Woche informiert, welche Lehrer zugeteilt sind
Planungschaos an den Schulen: Am kommenden Montag beginnt das neue Schuljahr, doch in vielen Schulen stehen die Stundenpläne bisher noch nicht fest. Der Grund: Erst vor einer Woche hat das Landesschulamt die Schulräte in den einzelnen Bezirken informiert, wie viele LehrerInnen den Schulen endgültig zugeteilt werden. Auch die 1.241 LehrerInnen, deren befristete Arbeitsverträge am Ende des vergangenen Schuljahrs ausliefen, haben erst jetzt einen Vorbescheid bekommen, ob sie Anfang August weiterarbeiten können oder arbeitslos werden.
Nach Angaben des Vorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Erhard Laube, seien „die meisten“ Schulen von der unsicheren Planung betroffen. „Die Schulen stehen unter einem enormem Zeitdruck, weil der Senat so spät gehandelt hat“, kritisiert er das schleppende Vorgehen der Schulverwaltung. So können die SchulleiterInnen erst dann anfangen, die Stundenpläne auszufeilen, wenn die Schulräte die Schulen über die Besetzungen informiert und die Personalräte zugestimmt haben.
Jedoch können nächstes Schuljahr nur rund 830 der vormals 1.241 LehrerInnen mit Fristvertrag weiter unterrichten. 600 Stellen rettete Schulsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) vor der Kürzung. Die anderen 230 Stellen kamen bei einer GEW-Aktion zusammen, bei der 1.600 LehrerInnen Stunden samt Gehalt abgaben.
Für die Schulleiterin der Schöneberger Werbellinsee-Grundschule bedeutet die Verzögerung, daß es ab kommenden Montag für einige Klassen einen Notstundenplan mit kürzerem Unterricht geben wird: „Mindestens drei Lehrer sind mir bisher noch nicht zugeteilt worden“, ärgert sich Ellen Hansen. Als „unpädagogisch“ kritisiert sie die Schulpolitik: die immer häufiger auftretenden Lücken würden mit irgendwelchen Lehrern „gestopft“, die häufig gar nicht zum Gesamtkonzept der Schule paßten. Auch die befristeten Verträge für ein Schuljahr erschweren der Schulleiterin die Arbeit: „Schon dreimal mußte ich eine Kollegin am Ende des Schuljahrs verabschieden“, beschwert sie sich. Die Kollegin konnte nach den Ferien aufgrund des dann verlängerten Vertrags wieder unterrichten – darauf hofft Ellen Hansen auch diesmal.
Noch größeres Stundenplanchaos herrscht auf den Oberschulen. Dort ist es aufgrund der höheren Schüler- und Fächerzahl sehr viel komplizierter, einen detaillierten Stundenplan zu erstellen. Auch Mira Lamers, stellvertretene Leiterin der 3. Gesamtschule in Kreuzberg, rechnet damit, daß es zu Schulbeginn für einige Klassen keinen regulären Unterricht geben wird. Mindestens vier Tage brauche sie, um die Pläne zusammenzustellen. Gleiches ist von Oberschulen aus Pankow und Charlottenburg zu hören. Julia Naumann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen