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Bonner bleiben in der Idylle

Städtebaulicher Wettbewerb für 1.600 Bundeswohnungen entschieden. Töpfer: 300 Millionen Mark wurden beim Wohnungsbau eingespart  ■ Von Rolf Lautenschläger

Damit die ersten Bonner Staatsdiener, die von der Rheinidylle an die Spree wechseln, nicht zu sehr von der Großstadt geschockt werden, baut der Bund für diese nette Wald-und-Wiesen-Städtchen. So soll nach dem Entwurf des Architekten Klaus Theo Brenner (Berlin) auf dem Gelände der ehemaligen Turner-Kaserne in Zehlendorf eine „Waldsiedlung“ mit 105 Wohnungen in Doppelhäusern hochgezogen werden (siehe Foto rechts). Kaum weniger idyllisch sind die Pläne für 500 Mietwohnungen und 150 Mehrfamilienhäuser aus dem Büro Suselbeek für das Areal der einstigen McNair-Kaserne in Lichterfelde-Süd.

Eine Gartenstadt mit 700 Beamtenbuden und 170 Reihenhauswohnungen planen schließlich die Architekten Assmann und Partner für das Gelände der Andrews-Kaserne in Steglitz. Die Architekten gingen gestern jeweils als Sieger aus drei großen städtebaulichen Wettbewerben hervor. „Für rund 1.600 Bundeswohnungen“, sagte Bundesbauminister Klaus Töpfer (CDU) bei der Präsentation, „wurden damit die entscheidenden Weichen zum Bau gestellt.“

Während der Bund mit dem Bau der 720 Parlamentarierwohnungen auf dem Moabiter Werder bereits im Herbst beginnt, soll für die Kasernengebiete zunächst ein Investorenauswahlverfahren in die Wege geleitet werden. Am Beispiel von sechs kleineren Wohnungsbauvorhaben für Bundesbedienstete in Spandau und Zehlendorf habe sich gezeigt, daß durch dieses Verfahren deutliche Einsparungen erreicht würden, so Töpfer. Die kalkulierte Investition für die 8.000 neuen Bundeswohnungen „konnte von insgesamt 1,9 Milliarden Mark um rund 300 Millionen Mark unterboten werden“.

Nach Angaben Töpfers fügen sich die Häuschen von Brenner nicht nur „großartig in die Waldstruktur ein“. Durch ein sparsames Konzept seien sie auch „ökologisch vorbildlich gestaltet“. Ebenfalls gut aufeinander abgestimmt seien die Wohnhäuser und das McNair-Kasernengelände. Die Neubauten gruppierten sich – ähnlich wie die denkmalgeschützten Bauten der einstigen Telefunken- Fabrik und späteren amerikanischen Kaserne – um einen Platz.

Kritik mußte sich Töpfer gestern von den Bezirken Zehlendorf und Steglitz gefallen lassen, weil der Bund kein Konzept zur Finanzierung der sozialen Infrastruktur für die drei großen Wohnquartiere erarbeitet hatte. Steglitz' Baustadtrat Norbert Kopp (CDU) erinnerte Töpfer außerdem daran, daß der Bund die große McNair-Kaserne leer stehen lasse. Kopp: Wichtig sei nicht nur der Neubau, sondern auch ein Nutzungskonzept für die bestehenden Kasernen.

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