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Kanzler macht sich im Spreebogen breit

■ Nach einem Konzept des Bundeskanzleramts sollen Teile der Südallee des Forums und die Nordallee zum "Sondergebiet" erklärt werden. Zäune und Tiefgaragen könnten das Areal im Spreebogen prägen

Bundeskanzler Helmut Kohl will sich auf dem Gelände am Spreebogen dick und sicher machen. Nach einem internen Konzept des Kanzleramtes sollen nicht nur Teile der Südallee, sondern auch Bereiche östlich des neuen Kanzleramtes zum sogenannten Sondergebiet erklärt werden. Das bedeutet, daß erhöhte Sicherheitsvorkehrungen für den Regierungssitz in Kraft treten können.

Während Axel Schultes, Architekt des Kanzleramtes, in seinem Entwurf einen Wassergraben zwischen dem Amtssitz Kohls und dem benachbarten Bundesforum vorgeschlagen hatte, fürchten nun Franziska Eichstädt-Bohlig, baupolitische Sprecherin der Bündnisgrünen im Bundestag, und der parlamentarische Geschäftsführer der Bonner SPD, Wilhelm Schmidt, martialische Absperrungen im Spreebogen. Die Erweiterung des Sondergebiets in Richtung Osten, kritisierte Eichstädt-Bohlig, zerstöre den Charakter eines „öffentlichen Forums“, das zwischen dem Kanzleramt und den Parlamentsbauten geplant sei.

Weit mehr noch als ein hoher Zaun vor dem zukünfigen Regierungssitz — wie ihn Sicherheitsexperten des Bundeskriminalamtes vorschlagen — könnte das Konzept den nördlichen Bereich des Kanzleramtes verändern. So wird nicht nur die parallele Nordallee für die Öffentlichkeit gesperrt werden. Zugleich könnte die Entscheidung, für das Kanzleramt nur eine Tiefgarage zu realisieren, langfristig zu einer Ausweitung des Sondergebiets führen. Gegenwärtig sei eine Tiefgarage mit 250 Stellplätzen in Planung, sagte ein Sprecher des Kanzleramtes. Gleichzeitig gebe es aber die Option, eine zweite Tiefgarage auf dem Amtsgelände zu graben. Den genauen Standort wollte der Sprecher nicht mitteilen.

Eichstädt-Bohlig argwöhnt nun, daß die mögliche zweite Tiefgarage nördlich des Kanzlerparks angelegt werden, was zu weiteren Einschränkungen für die Öffentlichkeit führen würde. Das würde nicht nur das Aus für das Moabiter Wäldchen bedeuten, zugleich zöge es eine Ausweitung des Sondergebiets in Richtung Norden und Westen nach sich. Zwar wäre das Spreeufer als Spazierweg nicht gefährdet, so Eichstädt. Trotzdem würde die Ausweitung des Kanzlergeländes „zu einer absurden Karikatur des Bundesbandes“ führen.

Axel Schultes hatte in seinem städtebaulichen Entwurf für das westöstliche Bundesband im Spreebogen — das Kanzleramt, das Forum und die Parlamantsbüros am Reichstag — noch offen zugängliche Wege, Straßen und Plätze geplant. Rolf Lautenschläger

siehe auch Bericht Seite 23

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