: Nimmersatte Kicker
■ Spanische Vereine verkaufen Senderechte gleich zweimal
Eine schlichte Zahl läßt Spaniens Fußballwelt kopfstehen: 374 Millionen Mark. Für diese Summe möchte der Chef des größten spanischen Privatsenders Antena 3 die Fußballsenderechte von insgesamt 19 Clubs an den Pay-TV-Sender Canal+ weiterverkaufen, die er vorbei am Ligaausschuß für nicht einmal die Hälfte erstand.
Der Direktor von Canal+, Carlos Abad, zeigte sich über diese Offerte einigermaßen überrascht, wähnte er sich doch längst im Besitz der Rechte. Schließlich hatte Canal+ und der Verbund der öffentlich-rechtlichen Regionalsender (FORTA) mit der Profiliga 1990 einen Vertrag über acht Spielzeiten unterzeichnet: FORTA strahlte seitdem jeweils ein Spiel am Samstag und Sonntag aus und Canal+ legte ähnlich dem deutschen Sender premiere mit einem verschlüsselten Live-Spiel nach. Im Gegenzug streicht die Liga für die noch verbleibenden zwei Spielzeiten 96/97 und 97/98 235 Millionen Mark ein.
Eine nette Summe, die jedoch inzwischen vielen Fußballvereinen zuwenig erscheint, weshalb acht der 22 Erstligisten parallel zum laufenden Vertrag eine weitere Übereinkunft mit Antena 3 unterzeichneten. Demnach bezahlte Antena-3-Chef Antonio Asensio für die nächsten zwei Spielzeiten noch einmal 175 Millionen Mark – nicht nur für Canal+-Mann Abad ein klarer Vertragsverstoß. Der noch gültige Vertrag könne nur im gegenseitigen Einverständnis abgeändert werden.
Der Ligaausschuß ist nun zerstritten. Während eine Gruppe, angeführt vom 1. FC Barcelona, darauf besteht den alten Vertrag zu erfüllen, macht sich der Präsident vom Meister Atletico Madrid, Jesus Gil, zum Wortführer der Abtrünnigen: „Das einzige, was mich interessiert, ist mein Finanzhaushalt. Mit meinem Geld spielt keiner.“ Er weiß, warum. Der ungeahnte Geldsegen aus dem Hause Asensio kommt den Clubs nämlich mehr als gelegen: Noch nie in der Geschichte der spanischen Fußballiga haben die Clubs soviel Geld für Spielerverträge ausgegeben wie in diesem Jahr. Reiner Wandler
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