Die Kobra züngelt wieder

■ Spezialisten für aussichtslose Fälle: "In geheimer Mission", Samstag, 16.50, Pro7

Zwischen 1966 und 1973 geriet die US-Administration mindestens einmal pro Woche in die Bredouille. Wenn Diplomaten und Ledernacken hilflos mit den Schulterklappen zuckten, war es an der Zeit, Jim Phelps zu kontaktieren. Der brillante Stratege leitete die „Impossible Missions Force“, ein aus hochkarätigen Experten zusammengesetztes Team für besonders heikle Unternehmungen. Die Existenz dieser Sondereinheit war dermaßen geheim, daß Phelps und sein namenloser Auftraggeber einander nie persönlich begegneten. Statt dessen bekam Phelps unter konspirativen Umständen ein Tonband mit allen relevanten Informationen zugespielt. Die Szene war Markenzeichen und unverzichtbarer Bestandteil der Serie: Phelps faltete seine Stirn und lauschte angestrengt der Tonbandstimme, denn das Gerät war so präpariert, daß es sich unmittelbar nach dem Abspielen selbst zerstörte.

In der deutschen Fassung beendete der anonyme Sprecher seinen Vortrag mit den Worten „Kobra, übernehmen Sie“, und so lautete hierzulande auch der Titel der Serie. Als Vorbilder dienten dem Urheber Bruce Geller Kinofilme wie „Rififi“ und „Topkapi“, die gewitzte Einbrüche zum Thema hatten. Staatlich sanktioniert, durften Pfiffikus Phelps und seine Getreuen im Namen der freien Welt diverse Delikte begehen, die freilich nur selten mit der Anwendung von Gewalt einhergingen. Statt dessen schmiedeten sie filigrane Intrigen und überlisteten ihre Gegner durch elegant eingefädelte Täuschungsmanöver.

Auf Pro7 ist nun eine von 1988 an produzierte Neuauflage zu sehen, für die auch Lalo Schifrins dynamische Titelmusik von ihm selbst modernisiert wurde. Zu Beginn von „In geheimer Mission“ befindet sich der schon arg zerknitterte Jim Phelps eigentlich im Ruhestand, rückt aber noch mal aus, nachdem sein Nachfolger ermordet wurde, und bleibt weitere 34 Episoden lang im Dienst. Für die Neuauflage verließ die Unterwandergruppe die heimatlichen Straßen der Paramount-Studios, die in den 60ern so manches ferne Land hatten doubeln müssen. Infolge eines Streiks der Drehbuchautoren verschlug es Phelps und Mitstreiter nach Australien, wo man an wechselnden Schauplätzen drehte.

Die Ausrüstung des Teams, seit je ein besonderer Clou der Serie, war ihrer Zeit voraus. Laserdiscs ersetzten das ewig brandgefährdete Tonband – kaum eine Episode, in der nicht ausgefeiltes EDV-Equipment zum Einsatz kam. Herr der Module war Grant Collier, der – wie weiland sein Vater Barney Collier – in der Gruppe den Part des Technikfuchses innehatte. Diese beiden Rollen wurden tatsächlich von Vater und Sohn gespielt, von Greg und Phil Morris. Die Autoren verstanden die Möglichkeiten dieser Konstellation zu nutzen: In einer Episode reist die verschworene Gruppe nach Istanbul, um den unschuldig einsitzenden Barney Collier aus dem Gefängnis zu befreien. Auch in anderen Folgen gibt es Verweise auf die Vergangenheit.

So war die neue Serie kein bloßes Remake, sondern die zeitlich korrekte Fortsetzung mit Hauptfiguren der nächsten Generation. Harald Keller