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Schluß mit dem frühen Ladenschluß

■ Einigung mit Modellcharakter in Rheinland-Pfalz: Längere Arbeitszeiten werden mit mehr Freizeit ausgeglichen

Berlin (dpa/AP/taz) – Auf dem langen Weg zu längeren Ladenöffnungszeiten haben Gewerkschaften und Arbeitgeber eine entscheidende Hürde genommen: Nach einem fünfmonatigen Tarifmarathon und wie üblich durchverhandelter Nacht einigten sich die Tarifparteien in Rheinland-Pfalz gestern früh darauf, daß auch tarifgebundene Einzelhandelsgeschäfte vom 1. November an werktags bis 20 Uhr und samstags bis 16 Uhr öffnen dürfen. Zum Ausgleich für die späten Arbeitszeiten bekommen die VerkäuferInnen Zuschläge von 20 Prozent, die im Regelfall in Zeit umgerechnet werden sollen. Den Beschäftigten werden damit künftig für jede Arbeitsstunde nach 18.30 Uhr oder samstags nach 14 Uhr 12 Minuten an zusätzlicher Freizeit gutgeschrieben. Nach einer Rechnung der Gewerkschaft HBV entsprechen die Zeitzuschläge damit einer Arbeitszeitverkürzung von rund einer Stunde pro Woche, bei vollem Lohnausgleich. Nach Arbeitgeberangaben können die VerkäuferInnen aber auch Geldzuschläge wählen. Wer Kinder unter 15 Jahren hat, muß abends nicht antreten. Außerdem gibt es rückwirkend zum 1. Mai für die Einzelhandelsbeschäftigten in der Pfalz 1,85 Prozent mehr Lohn und Gehalt.

Während sich die Gewerkschaften HBV und DAG gestern nach dem Rheinland-Pfalz-Abschluß gegenseitig auf die Schulter schlugen, herrschte bei den Arbeitgebern Katerstimmung. Besonders die ausgehandelten Zuschläge für die Samstagnachmittagsarbeit sorgten in anderen Landesbezirken für Empörung. Der rheinland-pfälzische Abschluß habe keine „Pilotfunktion“, betonte denn auch Tarifexperte Ralf Süllwald vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE). Rheinland-Pfalz sei „ein Ausnahmeland“, weil dort bereits ein „höherer Besitzstand“ in den Tarifverträgen festgeschrieben sei als in anderen Regionen. In Niedersachsen und Bremen beispielsweise seien bisher auch am langen Donnerstag keine Zuschläge gezahlt worden. „Jedes Land hat seine Besonderheiten“, so Süllwald.

Der DAG-Tarifexperte Holger Grape dagegen forderte, das pfälzische Ergebnis unter Berücksichtigung regionaler Besonderheiten bundesweit zu übernehmen. Die Einigung könne als Muster gelten, sagte die HBV-Vorsitzende Margret Mönig- Raane. In Bayern wurden gestern die Verhandlungen über den Ausgleich für späte Arbeitszeiten fortgesetzt. BD

Tagesthema Seite 3, Kommentar Seite 10

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