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Integration scheitert an 60.000 Mark Baukosten

■ Fünf behinderte Kinder müssen entgegen aller Versprechungen in die Sonderschule

Frisch aus dem Urlaub zurückgekehrt, machte Schulleiterin Barbara Schmitt-Corsten beim ersten Rundgang durch ihr Schulhaus in der Findorffer Ronzelenstraße eine böse Entdeckung: Der Klassenraum, wo in der nächsten Woche fünf behinderte Kinder einziehen und ihr erstes Kooperations-Schuljahr in der Orientierungsstufe erleben sollten, war – entgegen aller Planung – weder behindertengerecht ausgerüstet noch renoviert. Der Bautrupp war nie angerückt. Daß der Möbelwagen dennoch vorfuhr, um die Einrichtung zu liefern, war nur eine Panne mehr.

Die Schuldigen für die planerische Fehlleistung fand die Schulleiterin erst nach zweitägiger Fahndung in der Bildungsbehörde. Deren Sprecherin, Erika Huxhold, bekennt unterdessen freimütig: „Das ist schiefgelaufen. Das nehmen wir auf unsere Kappe.“ Mehr noch: Sie selbst setzt die Presse von dem Malheur in Kenntnis: „Bevor Sie es von anderen erfahren. Uns ist das sehr unangenehm.“

Besonders unangenehm wird die Fehlplanung allerdings für fünf geistig behinderte Kinder: Sie sollen jetzt, statt in die fünfte Kooperationsklasse gemeinsam mit Nichtbehinderten, in die Sonderschule für geistig Behinderte am Wandrahm einziehen. „Die Eltern von drei Kindern, die ich erreichen konnte, sind darüber wahnsinnig betroffen“, berichtet die dortige Schulleiterin, Ursula Gallenkamp-Behrmann. Die Aussicht, daß die fünf Kinder wie gesetzlich vorgesehen, bis zum siebten Schuljahr in einer Kooperationsklasse gemeinsam mit nichtbehinderten FünftklässlerInnen unterrichtet werden können, ist nämlich mit dem geplatzten Umbau geschwunden: „Wenn man mir in der Bildungsbehörde Hoffnungen gemacht hätte, daß die Umbauten bald stattfinden, hätte ich mich auf Improvisation eingelassen“, sagt Gallenkamp-Behrmann. Doch das Gegenteil sei der Fall. Nichts zu machen also – „denn für pubertierende, behinderte Kinder muß ich ordentliche Toiletten und Waschgelegenheiten haben“, sagt die Schulleiterin. Deshalb habe sie „zähneknirschend“ einen Alternativraum in der eigenen Schule bereitgestellt – wohl wissend, daß ein verspäteter Wechsel an die Ronzelenstraße zum letzten, sechsten Kooperations-Schuljahr für die fünf gelackmeierten SchülerInnen „pädagogisch kaum ratsam“ sei.

Was auf den ersten Blick wie bodenlose Schlamperei wirkt, entpuppt sich auf den zweiten Blick als mehr: Es ist auch die Folge der Haushaltsüberziehungen in der Bildungsbehörde. „Die 60.000 Mark für den Umbau hatten wir nicht mehr. Da mußten wir die Maßnahme stoppen“, erklärt Bildungssprecherin Huxhold. Von rund 18,1 Millionen Mark Jahresetat für Schulbauinvestitionen sei die Hälfte bereits bis Juli ausgegeben. Mit der anderen Hälfte müßten Rechnungen vom Vorjahr beglichen werden. Fazit: Kein Geld für den späten Umbau in der Ronzelenstraße. Denn auch die rund 800.000 Mark für Notfälle sind bereits erschöpft – durch 30 Maßnahmen, die von der Sanierung einer Hausmeisterwohnung bis zur Reparatur von Belüftungsanlagen oder Dachbalken reichen. Angesichts der Weigerung des Haushaltsausschusses, Ausgaben im Bildungsetat solange zu stoppen, bis ein deckungsfähiger Haushalt vorliegt, habe man dort keinen Antrag für den Umbau in der Ronzelenstraße gestellt. „Wir hoffen jetzt auf politische Rückendeckung durch den Senat“, so Huxhold. „Die betroffenen Kinder und Eltern werden in diesem Fall unverhältnismäßig geschädigt.“

Patrick Wendisch allerdings, der wirtschaftspolitische Sprecher der Wählerinitiative AfB, hat schon eine Vermutung, wer hier schädigt: „Die Planung für den Umbau hat doch schon lange vor dem Stopp des Haushaltsausschusses vor zwei Wochen stattgefunden“, sagt er. Der aktuelle Sachverhalt sei eher ein weiterer Beweis der AfB-These, die Bildungssenatorin bräuchte einen „finanzpolitischen Wachhund“. Es dränge sich der Verdacht von „perfider Erpressung“ auf – „die Behörde verstößt schließlich seit Monaten gegen Haushaltsrecht. Wenn sie wirklich wollte, könnte sie das jetzt wieder tun.“ So aber schwinge ein gewisser politischer Druck deutlich mit. ede

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