: "Das hat geblutet wie Sau"
■ Der Fernsehkommissar Horst Schimanski wurde beim Schnorcheln vor Sardinien von einem Motorboot schwer verletzt. Die taz besuchte ihn im Waldkrankenhaus Spandau
taz: Guten Tag, Herr Schimanski! Wie geht's denn Ihrem Bein?
Schimanski: Mensch, Scheiße, ja, nennen sie mich doch ruhig Horst, wie soll's dem Scheißbein denn schon gehen? Gehen geht nicht. (lacht lauthals)
Wie ist denn das passiert?
Na, alle fragen mich, wie's meinem Bein geht, und da dachte ich: Bein, gehen.
Ich meinte den Unfall.
Ach so, klar, Scheiße, der Unfall. Also, ich war beim Tiefseetauchen vor Sardinien...
In meinen Unterlagen steht Schnorcheln...
Sag ich doch, Tiefseeschnorcheln, is so 'ne Leidenschaft von mir, ich weiß, das ist scheißgefährlich, aber so bin ich nun mal, ich sag' immer, Gefahr und Schimanski, das sind zwei Äpfel vom gleichen Baum.
Aber Sie waren doch nur 150 Meter vor der Küste?
Klar, ich war doch gerade auf'm Rückweg, und da kommt doch dieses Scheißmotorboot und hält direkt auf mich zu. Au Scheiße, denke ich, Horst, mach was! Krame also mein Italienisch zusammen und brüll' denen entgegen: „Alt! Alt! O destra, destra, o a sinistra“, aber das warn ja Deutsche, ham se mich also nicht verstanden. Dann denk' ich, abtauchen, ich muß abtauchen. Aber auf einmal kam mir das feige vor, bei Gefahr einfach abtauchen, nee Horst, alter Apfelbaum, das is nicht deine Art, du weichst nicht von der Stelle, das wird hier und jetzt ausgefochten.
Und dann hat's gescheppert?
Gescheppert? Geknallt hat das! Aber wie! Meine Freundin Gaby hat den noch im Hotel fünf Kilometer im Landesinneren gehört!
Sieht ja schlimm aus, das Bein.
Stimmt. Aber sie sollten mal die Schiffsschraube sehen, der habe ich's auch ganz schön gegeben.
Wo tut's am meisten weh? Hier?
Au Scheiße, ja, genau da! Mann, nimm die Hände da weg! Aber das war nix gegen die Schmerzen im Wasser. Ich sag' dir, Schmerzen waren das, Schmerzen, wie wennde mit'm Bein inne Kreissäge kommst. Aber so 'ne mit ganz stumpfem Sägeblatt. Und dann die Schmerzen bei der Operation, hab' ich ja ohne Betäubung gemacht.
Was passierte nach dem Knall?
Na, erst mal hat's geblutet wie Sau, das mußte gestoppt werden, also bin ich runtergetaucht und hab' mir aus Algen einen blutstillenden Verband angelegt. Das ganze Blut hätte doch sofort die Haie angelockt.
Haie vor Sardinien?
Logisch. Ich schwimme nur da, wo es auch Haie gibt, is mir sonst zu langweilig. Weißte, der Schimanski braucht einfach die Gefahr, Schimanski und Gefahr, das ist wie zwei Dotter aus demselben Ei.
Ah ja. Hatten Sie in keiner Sekunde Angst um Ihr Leben?
Ach Quatsch! Und selbst wenn der große Schleier der ewigen Finsternis über mich gekommen wär', hätt' ich gesagt: Is okay, Horst, hast 'n gutes Leben gehabt, kneifste eben den Arsch zusammen.
Wirklich keine Angst?
Ach, ich kenn' doch solche Situationen aus meinen Filmen, ich wußte, solange die Musik nicht einsetzt, kann's so schlimm nicht werden.
Und es war keine Musik?
Nee, nicht ein Ton.
Ja, dann gute Besserung!
Schönen Dank. Sagen Sie mal, hören Sie auch diese Musik?
Interview: Horst Evers,
Autor und Kabarettist
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