Ökologie & Ökonomie im Wald

Fünf Umweltverbände haben sich zusammengeschlossen, um Holz aus ökologischer Waldnutzung in Deutschland mit einem Ökosiegel auszustatten  ■ Von Nicola Liebert

Berlin (taz) – Wer gelegentlich im Bioladen einkauft, kennt bereits das Zeichen des Naturland- Verbandes, mit dem ökologisch erzeugte Lebensmittel gekennzeichnet werden. Nun haben sich BUND, Greenpeace, Robin Wood und WWF mit Naturland zusammengeschlossen, um Prinzipien für die ökologische Waldwirtschaft festzulegen und entsprechend gewonnenes Holz mit dem Naturland-Siegel auszuzeichnen.

Damit versuchen die Verbände, die Verbindung von Ökologie und Ökonomie hinzubekommen. Holz sei schließlich ein ökologischer Rohstoff, der den meisten industriellen Produkten vorzuziehen sei. „Wir wollen nicht auf Holz verzichten. Wir wollen es nur schonender gewinnen“, so die Naturland-Position. Der Lübecker Stadtwald, in dem die ökologische Waldnutzung bereits praktiziert wird, zeige, daß sich das rechnet.

In einem Jahr schon soll das erste Naturland-Holz auf den Markt kommen – zunächst jedoch nur das Holz. Für Frühstücksbrettchen und Wandschränke müssen ökologischen Anforderungen noch ausgearbeitet werden.

Die Anforderungen an den Forstwirt konnten hingegen gestern schon in Hamburg vorgestellt werden: Kahlschlag und Monokultur sind natürlich verboten, ebenso wie Chemieeinsatz. Bäume werden einzeln ausgewählt und geschlagen; dazu sind schonende Geräte und Pferde zu verwenden. Standortfremde Bäume werden bevorzugt abgeholzt, natürlich vorkommende Baumarten wachsen nach. Totholz soll liegenbleiben, denn „totes Holz ist lebendiges Holz“, wie es ein Förster in Hinblick auf die vielen Lebewesen darin formulierte.

Zehn Prozent der Waldfläche bleiben unbewirtschaftet. So kann die Waldbewirtschaftung modifiziert werden, wenn sich größere Abweichungen zur Waldentwicklung unter ungestörten Bedingungen zeigen. Waldbesitzer können bei Naturland Mitglied werden und sich auf die Einhaltung der Regeln verpflichten. Unabhängige Gutachter kontrollieren die Einhaltung der Richtlinie.

Aber die Verbände wollen mit ihrer Initiative auch politisch Einfluß nehmen: zum einen auf die internationale Organisation Forest Stewardship Council, die Zertfikate für Holz aus aller Welt vergeben will. Zum anderen müßten die ökologischen Waldbaukriterien auch in der deutschen Klima- und Entwicklungspolitik wirksam werden. Robin Wood warnte schon mal: „Kein Wald – also auch nicht die ökologische Waldnutzung – wird auf Dauer existieren können, wenn die für Waldsterben und Klimaveränderung verantwortlichen Luftschadstoffe nicht schnell erheblich gesenkt werden.“