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Komik konventionell

■ Uninspiriert-langatmiges Kabarett: Der Schweizer Christian Überschall ödete an

„Also, wie gesagt... gibt's noch Fragen?“ Mit diesen abschließenden Worten eröffnete der Kabarettist Christian Überschall am Dienstag in der SchlapplacHHalde sein Programm Motherfaxer – Ein Schweizer rechnet ab. Dieses wurde den cirka 20 erschienenen Kabarett-Sympathisanten im folgenden allerdings eher schneckentempoartig entgegengebracht und fragen tat man sich danach höchstens, wer warum über sowas lachen kann.

Denn der in München residierende Humorist hatte seine Pointen nicht nur durchweg auf abgegrastem Terrain angesiedelt, sondern brachte sie auch noch langatmig und uninspiriert dar. Gedanken über „Das Deutsche an sich“ oder Bettpartnerwahl sind einfach schon potentiell nicht wirklich witzig. Und selbst wenn es Überschall gelang, etwas Neues im Reich der altbekannten Humoristik aufzudecken, scheiterten die Scherze meist an der flauen Präsentation. Eigentlich recht Spaßiges entschwand so in der Versenkung peinlicher Komik-Pannen.

Durchsetzt wurden die drögen Monologe von einigen Liedchen, die der Komiker des Konventionellen am Klavier vortrug. Auch dabei kam wenig Gutes heraus – es sei denn, Unwitzigkeiten wie etwa die müde Modifizierung „My Baby Just Cares For Tea“ fallen wider Erwarten in diese Kategorie. So dachten immerhin einige anwesende Spießgesellen, denen damit die Möglichkeit geboten wurde, sich über des Überschall-Schleichers Einfallslosigkeiten lauthals lachend auszuschütten.

Eine latente Lach-Hemmung erzeugte auch das unwiderrufliche Gefühl, der Mann habe sein ganzes Programm von Anfang bis Ende auswendig gelernt. Jeder Satz kroch trocken durchformuliert daher und die sichtlich fehlende Improvisationslust machte das Warten auf die zurechtgelegten Pointen zu einem wenig unbeschwerten Unterfangen – tragischerweise auch anscheinend für den Interpreten selbst.

Nein, dieser Abend war nur insofern wertvoll, als er einen weiteren Beweis dafür darstellte, daß klassisches Kabarett wegen spießiger Harmlosigkeiten endlich verboten werden muß. Deshalb muß auch mit diesem Schweizer abgerechnet werden. Christian Schuldt

noch bis diesen Montag, jeweils 20.30 Uhr, SchlapplacHHalde

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