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Geschäfte mit der Wohnungsnot

Altonaer Hausbesitzer vertreibt Mieter und verhökert die Zimmer zu Höchstpreisen auf Kosten der Sozialämter  ■ Von Heike Haaarhoff

Skrupellos sind die Geschäfte des Altonaer Hauseigentümers Bader el D. mit der Not Obdachloser: Der Besitzer des Wohnhauses Wohlers Allee 76 versucht seit Jahresanfang, die Alt-Mieter mit Pöbeleien, Drohungen und rechtswidrigen Kündigungen rauszuekeln. Anschließend werden die Zwei- bis Drei-Zimmerwohnungen – wie bereits in zwei Fällen geschehen – in Einzelzimmer-Apartments umgebaut und zu Höchstpreisen an wohnungslose Sozialhilfeempfänger vermietet (taz berichtete).

Jetzt ging Bader el D., zugleich Besitzer einer Obdachlosen-Pension in der Präsident-Kahn-Straße, sogar so weit, die schwammbefallene Wohnung von Gerhard M. (Name geändert, d. Red.) während dessen vorübergehenden – sanierungsbedingten – Auszugs komplett umzuwandeln und dem Mieter fristlos zu kündigen.

Als Gerhard M. am Donnerstag in Begleitung seines Anwalts Jens Waßmann mit seinen Möbeln in seine Wohnung in der Wohlers Allee zurückkehren wollte, fand er ausgetauschte Türschlösser vor. Im Innern – das dokumentieren Fotos von Nachbarn, die diese während der Umbauarbeiten aufnahmen – ließ Bader el D. Fakten schaffen: Neue Teppiche sind verlegt, Betten und Küchenzeilen aufgebaut. Das Bad gleicht einer Baustelle. Von Schwammsanierung aber keine Spur.

Die Kündigung, teilte Bader el D. mit, sei gerechtfertigt, da schließlich seit drei Monaten keine Miete mehr gezahlt worden sei. Dafür hatte Gerhard M. aber gute Gründe: „Ich hatte zuvor schriftlich mitgeteilt, daß ich die Miete für den Zeitraum der Sanierung mindern würde.“ Von einer Beendigung des Mietverhältnisses, bestätigt Anwalt Waßmann, könne folglich keine Rede sein. Das Amtsgericht gab gestern Waßmanns Eilantrag auf Zugang zur Wohnung statt. Am späten Nachmittag schließlich konnte Gerhard M. sein Zuhause zumindest wieder betreten.

Von Wohnen jedoch kann in den völlig veränderten Räumen keine Rede sein: Unklar ist, ob dem Vermieter überhaupt eine Umbau-Genehmigung der Bauprüfabteilung vorlag. Auch die Zulässigkeit der Neu-Vermietung zu Höchstpreisen an Obdachlose ist umstritten: „Es ist sehr schwer, das zu überprüfen“, gesteht ein Mitarbeiter des Alto-naer Sozialamts. Das Amt selbst sei nämlich „fast nie Vertragspartner: Die Sozialhilfeempfänger legen uns eine Meldebestätigung und einen Mietvertrag vor und erhalten dann von uns bloß die entsprechende Leistung“.

In der Wohlers Allee 76 jedenfalls bestünden keine Mietverträge städtischerseits. „Mit Bader el D. haben wir nichts mehr zu tun“, beteuerte gestern Landessozialamts-Vize Wolfgang Kremson gegenüber der taz. Ursprünglich wollte das Landessozialamt die angebotenen Zimmer anmieten – ungeprüft und ohne jemals vor Ort gewesen zu sein: Die angeblich leeren Räume, in denen künftig Obdachlose untergebracht werden sollten, waren zum damaligen Zeitpunkt noch vermietet und bewohnt. Erst öffentlicher Druck und die Klagen von Mieterin Alexandra R. bewogen das Amt Anfang März, sich von Bader el D. zu distanzieren.

Dennoch hat der sein Ziel erreicht: Er selbst kassiert fleißig ab. Mieterin Alexandra R. ist wegen der nervlichen Schikane im Mai „freiwillig“ ausgezogen. Und Gerhard M. fragt sich, wie lange das von Schwamm zerfressene Haus überhaupt noch bewohnbar ist.

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