Filme aus dem Land der Mullahs

■ Ab heute: Hochrangige iranische Filmreihe in Oldenburg

Oldenburg mausert sich. Drei Monate vor den nun schon zum dritten Mal stattfindenden Filmtagen wartet das Film- und Medienbüro Oldenburg mit einer cineastischen Glanzleistung auf: Heute beginnt eine zehntägige Filmreihe, die ausschließlich „iranisches Kino“ präsentiert.

Nach der islamischen Revolution von 1979 war der iranische Film völlig aus dem Blick geraten oder wurde ungeprüft mit den ideologischen Zielen der neuen Machthaber gleichgesetzt. Erst in den letzten drei Jahren gewann das iranische Filmschaffen internationale Anerkennung. Zunächst auf Festivals wie der Berlinale als „Geheimtip“ angepriesen, erregten etwa die Werke von Darjush Mehrjui (“Der Postbote“, „Der Untermieter“ u.a.) großes Aufsehen.

„Der iranische Film“, unterstreicht Ali Zahedi vom Medienbüro, „hat eine eigene Sprache gefunden nach 79. 1979 standen 180 Kinos in Flammen, als Symbol der Sünde. Heute steht das Kino im Mittelpunkt der Freizeit der Menschen.“ Ein erfolgreicher Film erreicht im Iran mit einer Bevölkerung von etwa 50 Millionen Menschen rund 1,5 Millionen ZuschauerInnen.

Bewußt wählten die drei OrganisatorInnen für die Reihe Filme aus, die nach der Revolution im Iran, und nicht etwa im Exil entstanden sind. Die Filmemacher leben im Land und sind dementsprechend auf die Verwendung von Parabeln, Metaphern, Symbolen und einer reichen Bildsprache angewiesen.

Drei Jahre lang Opfer der Zensur war der Film, der am Samstag die Reihe eröffnet: „Bashu, der kleine Fremde“ erzählt die Geschichte eines kleinen Jungen. Er stammt aus dem Süden des Iran, wo 1988 der erste irakisch-iranische Krieg zuende ging. Die ersten Bilder des Films zeigen Bashu, der Zeuge wird, wie sein Vater im Bombenhagel mit zum Gebet gestreckten Armen in einem Erdloch versinkt, die Mutter in ihrem Tschador verbrennt und die Schwester in den todbringenden Rauch der Bomben zu fliehen versucht. Bashu sucht Schutz in einem LKW, dessen Fahrer ohne Wissen um den blinden Passagier in den Norden aufbricht. Dort herrscht Frieden, doch nicht für Bashu. Schwerst traumatisiert wird er von den letzten Bilder seiner Familie verfolgt.

Alleingelassen sieht sich der dunkelhäutige Junge im Norden seiner Heimat einer Welt ausgesetzt, deren Menschen weiß sind und eine andere Sprache, nicht arabisch, sondern Gilaki sprechen ...

„Warum kann ein Mensch nicht unter anderen Menschen leben?“ lautet die immer wieder thematisierte Frage seines Regisseurs, Bahram Beyzaie. „Wir sind Fremde in unserer eigenen Gegenwart. Es ist die Gesellschaft, die sich die eigenen Fremden schafft“, kritisiert er das, was er täglich und nicht nur im eigenen Land erfährt. Beyzaie ist im Iran als Antikriegsfilmer bekannt. Zudem als einer, der Frauen in den Mittelpunkt seiner Werke setzt. „Bashu“ zählt heute zu den erfolgreisten Filmen im Land. Auch die anderen neun Filme der Reihe verbuchten große Erfolge im Iran. Drei Jahre brauchte Ali Zahedi, um sie nach Deutschland zu kriegen. Immer wieder stieß er dabei auf hohe bürokratische Hürden. Doch die konnten ihn nicht aufhalten, denn „diese Filme gehören der Welt, nicht dem Iran“.

Dora Hartmann

Ab Samstag, 20 Uhr, im Kulturzentrum PFL, Peterstr. 3. Danach geht es täglich weiter, gleiche Uhrzeit, gleicher Ort. Die Filmtitel sind unserem Tagesprogramm zu entnehmen.