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Auf die Plätze, fertig, Chaos

 ■ Streit um Medienkomplex Zeise: Distrikt Ottensen gegen SPD-Fraktion und Kreis / Scheitern würde die Stadt 1,5 Millionen Mark kosten n Von H. Haarhoff

Der Kino-Streit in Ottensen zieht sich hin wie ein schlechter, weil undurchsichtiger Film. Ort der Handlung ist die Zeise-Wiese zwischen Behringstraße und Friedensallee. Dort plant der Besitzer des benachbarten Kinokomplexes „Zeise I“ (die Ahrensburger Gesellschaft für Einkaufszentren und Gewerbeansiedlungen GEG) ein weiteres, riesiges Kultur- und Medienzentrum namens „Zeise II“. Mit möglichst 1000 Plätzen. Sagt der Investor. Anders sei er nicht wirtschaftsfähig, auch das Fortbestehen von „Zeise I“ sei gefährdet.

Viele Zuschauer aber verursachen viel Autoverkehr, und davon gibt es in den ohnehin verstopften Ottenser Straßen schon genug. Daher höchstens 450 Plätze. Sagte die regierende SPD in Altona. Bis vorgestern abend. Da nämlich setzten der Kreisvorsitzende, Olaf Scholz, und Fraktionschef Horst Emmel sich – ohne Absprache mit der koalierenden GAL oder der partei-eigenen Basis – über sämtliche Bezirks-Beschlüsse hinweg und befanden: Es soll 850 Plätze geben. Nur mit diesem Kompromiß, so Scholz, werde der Investor die übrige Bebauung der Zeise-Wiese, die ihm zum Teil gehört, nicht verhindern. Darum wiederum bangen die ebenfalls auf der Zeise-Wiese geplanten, alternativen Wohnprojekte: Finanzierung und Baugenehmigung der 149 Wohnungen, erklärt die Architektin Iris Neitmann, seien von der Auslegung des Bebauungsplans am 20. August abhängig: „Ohne Rechtsgrundlage keine Mittelbewilligung bis 1998.“

Der SPD-Distrikt Ottensen tobt, Koalitionspartnerin GAL ist stinkesauer. Denn beide wissen, daß „es hier um miese kommunalpolitische Erpressung“ gehe, schäumte SPD-Distriktsmitglied Walter Zuckerer bereits vor Wochen. Die Wohnprojekte könnten durchaus vorweggenehmigt werden. Anstatt sich über die Platzzahl zu streiten, findet SPD-Distriktsvorsitzender Michael Sachs, „muß man sich überlegen, ob man die gewachsene Infrastruktur in Ottensen durch ein kommerzielles Groß-Kino-Projekt vollends zerstören will“. Eckkneipen würden Szene-Restaurants weichen, kleine Läden dicht machen, AnwohnerInnen wegen der extremen Verkehrsbelastung – sie würde sich verdreifachen – genervt wegziehen. „Der Investor mußte bisher weder ein Verkehrs- noch ein wirtschaftlich überzeugendes Gesamtkonzept vorlegen“, wirft Sachs seinen Parteikollegen Nachlässigkeit vor.

Sollte die GEG aber ihre Drohung wahr und „Zeise I“ dicht machen, gerät die Stadt in Finanznöte: Dem Verein „Filmbüro“, einst zur städtischen Filmförderung gegründet, obliegt immer noch die Aufgabe, die Vermietung von „Zeise I“ zu organisieren. Für etwaige Leerstände haftet die Kulturbehörde mit einer 1,5 Millionen schweren Ausfallbürgschaft. Dieses Risiko wäre sie nur zu gern los. Doch die GEG hat bereits durchblicken lassen, daß sie ohne grünes Licht für „Zeise II“ gar keine Mietverhältnisse übernehmen werde.

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