Ein bißchen Ausstand

■ In NRW und Hessen geht der Streik weiter. Streit um BDA-Äußerungen

Düsseldorf (taz) – Mit einer Austrittswelle aus der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) rechnet der Präsident des rheinland-pfälzischen Einzelhandelsverbandes, Adolf Bauer. Weigere sich die BDA, Samstagszuschläge im Einzelhandel für allgemeinverbindlich zu erklären, befürchte er, daß eine „ganze Reihe von Betrieben austreten wird“, sagte Bauer gestern im Saarländischen Rundfunk. Dies gelte insbesondere für Unternehmen, die längere Öffnungszeiten anstreben.

Unterdessen gingen die Streiks im Einzelhandel vor allem in Nordrhein-Westfalen und Hessen weiter. In Hessen beteiligten sich in dieser Woche etwa 1.000 Beschäftigte an den Streiks, weswegen die hessische HBV von einem „vollen Erfolg“ sprach.

Ganz andere Töne waren gestern vor dem Karstadt-Kaufhaus im Mülheimer Rhein-Ruhr-Zentrum zu hören. Gisela Dahm (49), seit 24 Jahren bei dem Warenhaus beschäftigt, zeigte sich angesichts der schwachen Beteiligung am einstündigen Warnstreik „bitter enttäuscht“ und wütend „über die Trittbrettfahrer“. Kaum ein Drittel der nach HBV-Angaben zu über siebzig Prozent in der Gewerkschaft organisierten Belegschaft machte mit. Offenbar, so interpretierte HBV-Sekretär Lothar Grüll die magere Resonanz, sei bei den Mitgliedern „noch nicht rübergekommen, daß wir den Pilotabschluß von Rheinland-Pfalz nicht mehr ohne Kampf kriegen“. Zudem, so Grüll, grassiere bei vielen Leuten die „Angst“, weil in dem Unternehmen schon ein weiterer Personalabbau angekündigt worden sei.

Die 53jährige Gerda Hammes hat sich nicht einschüchtern lassen. Sie wird auch in Zukunft den Streikaufrufen folgen, „denn ohne die gewerkschaftlichen Aktivitäten wären wir doch ganz unten“. Am kommenden Montag werden die Tarifverhandlungen in Duisburg wiederaufgenommen. J.S.