: Erpreßter Entführer
■ Reemtsma-Kidnapper will gar nicht freiwillig Verbrecher gewesen sein
Der Reemtsma-Entführer Peter Richter will nicht freiwillig beim Kidnapping des Hamburger Millionenerben mitgemacht haben. Er sei von dem mutmaßlichen Chef der Kidnapper, dem flüchtigen Thomas Drach, unter Druck gesetzt worden, verriet der 58jährige, der Bild am Sonntag. Zum ersten Mal plauderte der 58jährige Handelsvertreter, der am 29. Mai in Spanien festgenommen wurde, über den Ablauf der Entführung aus seiner Sicht.
Richter will Thomas Drach im vergangenen Jahr in Budapest kennengelernt haben. Der Kölner habe ihn um einen Gefallen gebeten. Er suche ein abgelegenes Mietshaus in Norddeutschland. Für 5000 Mark Honorar mietete Richter am 6. Juni 1995 das spätere Versteck in Garlstedt bei Bremen und verlegte dorthin seinen zweiten Wohnsitz.
Anfang April 1996, fast ein Jahr nach dem ersten Kontakt, habe sich Thomas Drach erneut bei Richter gemeldet und ein Treffen an der Autobahnraststätte Wildeshausen vereinbart. Erst hier soll Drach Richter informiert haben, daß er bereits acht Tage zuvor Reemtsma entführt habe: „Er sitzt in dem Haus, das Sie angemietet haben.“ Dann habe Drach Richter mit den Worten „Sie hängen doch schon mit drin. Das Haus läuft auf Ihren Namen“ unter Druck gesetzt, die Erpresseranrufe durchzuführen.
Von Luxemburg aus will Richter die Telefonate geführt haben. Den Wortlaut habe ihm Drach auf Zetteln notiert. Bei einem Gespräch habe er den Sprachverzerrer zu schwach eingestellt. Eine Panne, die schließlich zur Identifizierung des 58jährigen führte. Anschließend habe Richter Thomas Drach gebeten, ihn für die Telefonate nicht weiter einzusetzen. Richter: „Ich war mit den Nerven fertig“.
Einmal sei er nach der Freilassung des Zigaretten-Erben noch in dem Versteck gewesen. Er habe seinen im Tiefkühlfach hinterlegten 12.000 Dollar-Lohn abgeholt und das Verlies aufgeräumt, in dem Reemtsma 33 Tage angekettet war. Möbel und Müll habe er zu einer Solinger Müllverbrennungsanlage gefahren und dort entsorgt. lno/mac
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen