: AfB im Regattafieber
■ Die AfB-Fraktion will umstrittene Regattastrecke im Werderland durchsetzen / Naturschützer sprechen von überzogenen Wünschen
ie Freizeit der Menschen liegt Carl-Hans Röhrßen sehr am Herzen – und die Natur. Das hat das AfB-Beiratsmitglied in Burglesum am Freitag gemeinsam mit AfB-Fraktionssprecher Andreas Lojewski bei einem öffentlichen Rundgang im Werderland deutlich gemacht. Sein Herz schlägt für Wanderer, Ruderer und Kanuten. Die umstrittene Regattastrecke im Werderland will Röhrßen jetzt gemeinsam mit der AfB-Fraktion auf den Weg bringen. Und dafür hielten die beiden auch schon eine geniale Lösung parat: Die Strecke solle 50 Meter kürzer und weiter Richtung Osten verlagert werden. Für die AfBler ist klar: „Dann ist der sogenannte Konflikt mit den Naturschützern endlich vom Tisch.“
Im Burglesumer Werderland soll westlich der Stahlwerke-Verwaltung der Industriepark West entstehen. Vor zwei Jahren schon hatten sich Wirtschaftsressort und Naturschützer auf einen Kompromiß für das Landschaftsschutzgebiet Werderland geeinigt: Zwei Gewerbegebiete auf der einen, zwei Naturschutzgebiete als Ausgleich auf der anderen Werderlandseite. Entwürfe lagen vor. Doch dann platzte im Juli die Bombe: Der Sandentnahmesee für das Gewerbegebiet, nördlich vom Industriepark gelegen, soll später eine 2.300 Meter lange Regattastrecke werden. Da schlugen die Naturschützer vom Gesamtverband Natur- und Umweltschutz Unterweser (GNUU) Alarm: Rund 150 Bäume müßten gerodet, Vögel würden vertrieben werden.
Die beiden AfBler sind stolz darauf, daß nach ihrem Plan nur noch 0,3 Hektar Bäume abgeholzt werden müßten. Doch was die AFB da jetzt aus dem Hut gezaubert hat, hält Martin Rode vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) kaum für einen Kompromiß sondern für eine „überzogene Wunschvorstellung“. Ob 50 Meter länger oder kürzer, „das löst doch nicht das eigentliche Problem“. Außerdem gebe es für die Wasserautobahn überhaupt keinen Bedarf. Das aber sieht AFB-Ruderfreund Röhrßen ganz anders: „Wir brauchen eine Regattastrecke für unsere Kinder“, läßt Röhrßen am Mittagstisch im „Lesumer Hof“ bei deftigem Schweinebraten mit duftenden Kartoffeln wissen. „Nicht nur Olympia schauen, sondern auch was tun“, genau das wäre jetzt angesagt und Fraktionssprecher Lojewski stimmt ihm mit vollem Mund zu. Schließlich sei die Strecke im Werdersee mittlerweile mit ihren knapp 1.500 Metern viel zu kurz. „Da können die Jugendlichen doch gar nichts mit anfangen“, weiß auch AfB-Fraktionssprecher Lojewski und verkündet stolz: „Wir werden unseren Vorschlag jetzt in die Bürgerschaft einbringen.
Die Baubehörde hält die AfB-Pläne „derzeit für abwegig“. Schließlich befinde man sich in einem laufenden Bebauungsplanverfahren, erste Stellungnahmen von öffentlichen Trägern seien bereits eingegangen. „Da kann die Bürgerschaft nicht jetzt schon über einen AfB-Antrag entscheiden“, so Hartmut Spiesecke, Sprecher des Bauressorts. Wenn die AfB etwas zu sagen habe, solle sie ebenfalls zum Planverfahren Stellung nehmen. Die Naturschützer plädieren jetzt für einen Vorschlag vom Umweltressort. Denn der sieht zwei Seen zum Sandausgraben vor: Davon soll der eine Badesee werden, der andere naturbelassen bleiben, erklärt Olaf Joachim, Sprecher im Umweltressort. „Das halten wir für die schnellste, billigste und einfachste Lösung“, so Joachim. Eine Regattastrecke sei kaum zu bezahlen. kat
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