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Aids-Viren tricksen Medikamente aus

■ Auch bei der Kombinationstherapie können die Viren Resistenzen entwickeln

Die Hoffnung, Aids-Patienten mit einer Kombination verschiedener Medikamente heilen zu können, ist getrübt worden. Schneller als erwartet entwickeln HI-Viren Mehrfachresistenzen gegen die unterschiedlich wirkenden Präparate – zumindest im Reagenzglas. Diese Entdeckung machten jetzt Wissenschaftler an der University of California in San Diego bei Versuchen mit infizierten Immunzellen. Auf der Welt-Aids-Konferenz Anfang Juli in Vancouver hatten Aids-Forscher noch voller Erwartungen von dem Medikamenten-„Cocktail“, bestehend aus einem Protease- Hemmer und zwei Standardmitteln, AZT und 3TC, gesprochen. Sowohl AZT und 3TC hemmen ein Enzym des HIV, die Reverse Transkriptase.

Bei ihren Versuchen setzten die US-Forscher zwei verschiedene HIV-Varianten ein, die eine konnte dem Protease-Hemmer widerstehen, die andere Variante war resistent gegen ein Standardmittel. Bereits nach zwei Generationszyklen konnten die Wissenschaftler mehrfachresistente HI-Viren nachweisen. Den Angaben der Wissenschaftler zufolge sind die Resistenzen nicht zufällig durch Genmutationen entstanden. Untersuchungen zeigten, daß die zweifachresistenten Viren aus einer Rekombination des Genoms hervorgegangen sind.

Zwischen den beiden Ausgangsvarianten war es zu einem Gen-Austausch gekommen. Die ursprünglich auf die beiden HIV- Varianten verteilten Resistenz- Gene waren jetzt in einem Virus vereint.

Zu vermuten ist, daß es auch bei der Behandlung von Aids-Patienten mit den Kombinationsmedikamenten zu einem derartigen Gen- Austausch kommen könnte. Eine Voraussetzung dazu wäre aber, daß beide HIV-Varianten gleichzeitig in einer menschlichen Immunzelle anwesend sind. Nur wenn man das verhindert, beispielsweise indem die Anzahl der HI-Viren möglichst gering gehalten wird, so daß eine Doppelinfektion einer Zelle unwahrscheinlich ist, könnte die Kombinationstherapie zum Erfolg führen. wlf

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