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Streit um Schießstand

■ Anliegerkritik an Bunkervermietung

Aufregung in Neu-Tempelhof: Einen seit Jahren leerstehenden Bunker in der friedlichen Parkanlage, die den Wolff- vom Schreiberring trennt, will der neugegründete Verein „Tempelhofer Sportschützen 95“ zur Schießanlage umfunktionieren.

„Hier ist einfach der falsche Ort für eine solche Einrichtung“, meint Norbert Giesen von der Anwohner-Initiative. Das Dach des Nazi- Bauwerks ist seit längerem zum Kinderspielplatz umfunktioniert; in einer Entfernung von etwa 30 Metern befinden sich sowohl eine Vorschule, Kindertagesstätte und die Neu-Tempelhofer Grundschule sowie zahlreiche beschauliche Einfamilienhäuser.

„Zu nah“, findet auch Karin Graul, Leiterin der benachbarten Kita, die vor allem ein Problem „in der Neugierde der Kinder“ sieht. „Sobald die mitkriegen, was da im Bunker abläuft, werden die alles dransetzen, da selber mal reinzukommen.“

Eltern und Anwohner argwöhnen außerdem, daß sich nicht nur die „Tempelhofer Sportschützen“ in der Schießanlage tummeln werden. „Wir rechnen damit, daß der Verein die Räumlichkeiten auch an andere Schützen vermieten wird. Wer weiß, welche Gruppen dann hier schießen üben: Schlimmstenfalls könnten in Neu-Tempelhof Wehrsportübungen abgehalten werden.“

Vor allem aber fühlen sich Anwohner sowie Vertreter von SPD und Grünen von den Beschlüssen der bezirklichen Baubehörde übergangen.

Die hatte nämlich im Oktober 1995 mit den Schießfreunden einen Mietvertrag abgeschlossen, und das obwohl der Verein noch keinen Antrag auf Gemeinnützigkeit gestellt hatte. Somit war noch gar nicht deutlich, ob das Landeskriminalamt die Betreibung der Anlage auch tatsächlich genehmigen würde.

Bezirksbaurat Karl-Heinz Reipert (CDU) weist die Kritik der Anwohner zurück: „Juristisch betrachtet hat alles seinen korrekten Lauf genommen. Die Bevölkerung ausdrücklich darüber zu informieren habe ich deshalb zunächst nicht für nötig befunden.“ Eva Behrendt

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