Zuschläge viel zu niedrig

■ Die GewerkschafterInnen in Nordrhein-Westfalen wollen mehr Geld für Nachtarbeit erstreiten

Berlin (taz/AFP/dpa) – Die Tarifverhandlungen für den Einzelhandel sind gestern in vier anderen Tarifbezirken fortgesetzt worden. Sie wurden vom Streit der Gewerkschaften in Nordrhein-Westfalen überschattet. Nach Angaben eines Einzelhandelssprechers verständigten sich Arbeitgeber und Gewerkschaften im Saarland auf die Übernahme der in Rheinland- Pfalz vereinbarten Freizeitzuschläge: 20 Prozent für die Arbeit nach 18.30 Uhr. Umstritten blieben Zuschläge für die Samstagsarbeit nach 14 Uhr. Am Mittag wurden auch die Gespräche in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bayern wieder aufgenommen.

Nachdem die HBV am Dienstag in NRW die Tarifgespräche vorläufig abgebrochen hatte, erklärte HBV-Chefin Margret Mönig-Raane gestern, dabei handele es sich nur um ein „Sommergewitter“. Sie sei zuversichtlich, daß die HBV an den Verhandlungstisch zurückkehre. DAG und Arbeitgeber hatten am Dienstag in NRW allein weiterverhandelt, aber noch keinen Durchbruch erzielt.

Der HBV-Landesbezirk in NRW schloß eine Rückkehr an den Verhandlungstisch ebenfalls nicht aus. Man werde versuchen, sich mit der DAG wieder zusammenzuraufen, sagte der HBV- Sprecher in NRW, Folkert Küpers: „Doch der Bruch ist zunächst da.“ Im Gegensatz zur DAG will die HBV nicht von vornherein auf den Nachtarbeitszuschlag von 55 Prozent verzichten, der bisher allen Beschäftigten des NRW-Einzelhandels nach 19:30 Uhr tariflich zusteht. Zur Zeit profitieren von diesem Zuschlag vor allem Auslieferungsfahrer oder Lagerarbeiter. „Wir geben Tarifbeschlüsse dieser Art nicht ohne Not auf“, erläuterte Küpers. Auch die HBV habe ein großes Interesse daran, hier eine Regelung zu finden, und zwar eine, „bei der ein tariflich verankertes, attraktives Arbeitszeitsystem herauskommt“. Denkbar sei etwa, daß die Nachtzuschläge auf die Abendzuschläge von 20 Prozent nach 18.30 Uhr aufgeschlagen würden. Dirk Reichenberg von der nordrhein-westfälischen DAG hält dies für eine „De-luxe-Variante“. Immerhin läge der Beginn der Nachtarbeit nur in NRW und Hessen bei 19:30 Uhr, in allen anderen Tarifbezirken des Einzelhandels spreche man erst nach 20 Uhr von Nachtarbeit.

Von den 450.000 Beschäftigten im NRW-Einzelhandel sind etwa 70.000 in der HBV und 50.000 in der DAG organisiert. Schließen DAG und Arbeitgeber im Alleingang einen neuen Tarifvertrag ab, so würde dieser nur für die DAG- Mitglieder gelten. Für Unorganisierte und HBV-Mitglieder bliebe es zumindest bis zum 31. Dezember bei den Nachtarbeitszuschlägen von 55 Prozent. KL