piwik no script img

Rettender Raps?

Biodiesel ist in Hamburg im Kommen / Natürlicher Treibstoff als Marktnische  ■ Von Emilie Rad

Er enthält keinen Schwefel, sein Rußausstoß ist um 60 Prozent geringer und – einen Pfennig pro Liter – billiger ist er auch: Biodiesel ist in Hamburg im Kommen. „das taxi“ und der Landesverband Hamburger Taxiunternehmer testen den neuen Treibstoff aus Rapsöl, und die Stadtreinigung will im kommenden Winter zur Erprobung sieben Müllfahrzeuge damit fahren lassen.

Biodiesel wird aus einem pflanzlichen, nachwachsenden Rohstoff hergestellt, der gewöhnliche (mineralische) Dieselkraftstoff hingegen aus Erdöl, einem fossilen Energieträger also. Der Vorteil des Raps-Treibstoffes: Er schlägt in der weltweiten Kohlendioxid-Bilanz weniger zu Buche.

Beim Verbrennen von Erdöl, Diesel oder Biodiesel wird das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre gepustet, die Folge ist eine globale Erwärmung. Pflanzen haben die Fähigkeit, CO2 aufzunehmen und damit den Treibhauseffekt zu mildern. Ein Rapsfeld bindet bis zu sechs Tonnen Kohlenstoff pro Hektar und Jahr. Nutzt man nun die Pflanzen als nachwachsende Rohstoffe – und spart dabei die entsprechende Menge fossiler Energie ein – gelangt nicht mehr Treibhausgas in die Atmosphäre, als ihr zuvor entzogen worden ist. Das ist der Trick mit dem Biodiesel und der Grund, warum ihn einige Umweltschützer propagieren. Andere allerdings warnen vor den Rapsfeldern als naturfeindliche Monokulturen, ein Argument, das die Bonner „Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V.“ (ufop) nicht gelten läßt: „Fruchtfolge und Standortansprüche der Rapspflanze“ bestimmen die „natürliche Grenze für den Anbau“, schreibt die ufop in ihrer Broschüre „Erfahrungen mit Bio-diesel“. „Raps kann nur alle drei bis vier Jahre auf dem gleichen Standort angebaut werden.“

Laut EU-Agrar-Marktordnung müssen die Landwirte ein Zehntel ihrer Flächen jeweils über eine Saison stillegen, damit weniger überschüssige Nahrungsmittel produziert werden. Auf diesem Brachland, für das die Bauern eine Stillegungs-Prämie kassieren, dürfen sie Industrierohstoffe anbauen, zum Beispiel Raps. Das daraus gewonnene Öl muß dann laut EU-Vorschrift in der Industrie zur Herstellung von Treib- oder Schmierstoffen verwendet werden.

Eine Anlage zur Biodiesel-Produktion gibt es seit 1995 in Leer, in Kiel wird derzeit eine weitere gebaut, andere sind in Planung. Die Landwirtschaft in Deutschland hat im vergangenen Jahr auf Stillegungsflächen Ölsaaten für die Herstellung von etwa 350.000 Tonnen Biodiesel erzeugt. Biokraftstoffe, so schätzen Experten, werden auch in Zukunft eher eine Marktnische darstellen. Der Treibstoff, der auf den heimischen Feldern wächst, reicht nur für einen kleinen Teil der deutschen Dieselfahrzeuge.

Übrigens: Biodiesel kann praktisch in jedem Dieselmotor – auch abwechselnd mit herkömmlichem Treibstoff – gefahren werden. Allerdings sollte nach der Umstellung nach ein bis zwei Tankfüllungen der Kraftstoffilter ausgewechselt werden.

Infos erteilt die Firma UmTech, Altonaer Straße 36, Tel.: 43 18 89 37. Zapfstellen: Tankstelle der Stadtreinigung, Bullerdeich 19, Hammerbrook; Tankstelle Sengelmann, Am Stadtrand 8, Wandsbek; Tankstelle Schulz, Grindelhof 52. Eine kostenlose Deutschlandkarte mit allen 350 Biodiesel-Tankstellen gibt es bei wpr communication, Kollwitzstraße 11, 53639 Königswinter, Fax 022 44 - 49 99.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen