„Krümmel abschalten“

■ AKW soll laut niedersächsischem Sozialminister erst mal geprüft werden

Hannover (taz) – Die vorläufige Stillegung des AKW Krümmel hat der niedersächsische Sozialminister Walter Hiller als Konsequenz aus dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zu dem Kraftwerk verlangt. „Der Reaktor muß jetzt erstmal abgeschaltet werden, um die anstehenden Prüfungen vornehmen zu können“, forderte Hiller im Gespräch mit der taz. Nach dem Urteil vom Mittwoch muß das Oberverwaltungsgericht Schleswig die Auswirkungen des AKW auf die Häufigkeit von Leukämie in der Umgebung untersuchen. Die Forderung der Bürgerinitiative Elbmarsch, das Atomkraftwerk Krümmel vom Netz zu nehmen und dann erst den Ursachen der gehäuft auftretenden Leukämieerkrankungen in der Elbmarsch weiter nachzugehen, sei gut und richtig, sagte der Sozialminister. Hiller ist für den Gesundheitsschutz der niedersächsischen Anwohner des AKW zuständig.

Nach Ansicht von Hiller verpflichtet das Berliner Urteil die Betreiber von Krümmel dazu, von sich aus den Ursachen der gehäuften Leukämieerkrankungen nachzugehen – und auch die Kosten der notwendigen Tests zu tragen. Es sei schon immer ärgerlich gewesen, daß bisher die Erkrankten oder deren Eltern allein die Beweislast hätten tragen müssen. Da eine Reihe von Indizien für einen Zusammenhang zwischen Kraftwerksbetrieb und Erkrankungen sprächen, müsse es in solchen Fällen möglich sein, nach den Verursacherprinzip zu verfahren.

Hiller betonte, daß Schleswig- Holstein Genehmigungsbehörde für Krümmel sei. Von daher könne er zur Zeit nur an die Betreiber appellieren, das Kraftwerk vorerst abzuschalten. Hiller kündigte allerdings ein weiteres Gespräch mit seinem Amtskollegen in Schleswig-Holstein über die Zukunft des Kraftwerks an. Jürgen Voges