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Mäuse an verkehrsreichen Straßen

■ Forscher sind besorgt über erhöhte Mutationsrate bei abgasgeplagten Mäusen

Das Leben an verkehrsreichen Straßen ist weder angenehm noch gesund. Dies festzustellen, bedarf es wohl kaum noch weiterer wissenschaftlicher Studien. Doch führt es auch zu genetischen Schäden? Das legt jetzt eine von italienischen Wissenschaftlern vorgelegte Studie nahe. Durch Untersuchungen am Menschen ist die Frage schwer zu klären. Wo leben schon größere Menschengruppen über mehrere Generationen hin an derselben Hauptverkehrsstraße? So untersuchten die Forscher eine andere Gruppe abgasgeplagter Stadtbewohner: die Mäuse der italienischen Hauptstadt. Sie sind sehr standorttreu und daher gut als sogenannte Bioindikatoren geeignet.

Bei den sich bekanntlich rasch vermehrenden kleinen Nagern sind erbgutverändernde Effekte schon nach kurzer Zeit nachweisbar. Römische Mäuse, so fanden die Wissenschaftler heraus, unterscheiden sich in ihrem Gesundheitszustand beträchtlich, je nachdem ob sie in der Nähe großer Straßen oder im für den Autoverkehr gesperrten Zoologischen Garten leben. Tiere, die in unmittelbarer Nähe von Straßen mit einer Verkehrsdichte von 3.500 bis 5.000 Autos pro Stunde gefangen wurden, reicherten in Knochen, Leber und Nieren beträchtliche Mengen von Blei und Cadmium an. Die gefunden Schwermetallkonzentrationen reichen aus, mäusevertilgende Raubtiere zu vergiften, befanden die Wissenschaftler.

Alarmierend sind aber vor allem die genetischen Schäden: Mißgebildete Spermien waren bei den am stärksten den Autoabgasen ausgesetzten Mäusen viermal so häufig wie bei der Kontrollgruppe aus dem Zoo. Auch an Zellen des Knochenmarks wurden genetische Veränderungen feststellt. Die Mutationsraten sind etwa so hoch, wie sie in Laborversuchen an Mäusen auftreten, die über längere Zeit mit starken Mutagenen behandelt wurden. Die erbgutverändernden Effekte korrespondieren eng mit den gemessenen Konzentrationen von Blei und Cadmium: Je höher die Cadmiumanreicherung in der Niere, desto mehr abnorme Spermien wurden gefunden. Ob Schwermetalle die genetischen Veränderungen (mit)verursachen, läßt sich bisher noch nicht mit Sicherheit beweisen. Die Studie stützt jedenfalls den schon länger bestehenden Verdacht, Cadmium könne die Keimzellen schädigen. Auch für Blei wird ein gentoxischer Effekt angenommen. So verstärken Bleiverbindungen nachweislich die Schädigung des Erbmaterials durch UV-Strahlung. Die Untersuchung von freilebenden Mäusen, so stellen die Autoren der Studie abschließend fest, kann dazu dienen, die Umweltbelastung durch menschliche Aktivitäten und die daraus resultierenden biologischen Effekte genauer zu messen. Sind Mäuse auch notorische Fußgänger, lassen sich an ihnen doch die Folgen der freien Fahrt für freie Bürger bestens erfassen. WRS

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