Der beste Schlagzeuger der Welt

■ Theweleit Non Stop beim Sonnenaufgangskonzert

„Heyhey checky checky hey hey“, singt Schorsch Kamerun auf dem neusten Album der Goldenen Zitronen. Mit diesem Refrain eröffnete die Frankfurter Gruppe B-Recordings das Archiv der abrufbaren Referenzsysteme beim diesjährigen Kampnagel Sonnenaufgangskonzert. Als vor wenigen Monaten Jürgen Flimm, während einer Podiumsdiskussion der Kampnagel-Veranstaltung Junge Hunde, das Wort „Sampling“ noch mit „Sammeln“ übersetzte, wurde klar, daß Pop auch in nächster Zeit auf etablierten Bühnen keine Rolle spielen würde. Umso erfreulicher war es, daß B-Recordings am frühen Sonntagmorgen den Versuch unternahm, Sampling als Methode auf einer Bühne anzuwenden. Sampling, das Spiel des technischen Zitierens wurde somit aus seinen musikalischen Kontexten gelöst und theatral genutzt.

Neben vorgefertigten Achtspur-Tracks, die über ein Mischpult live bearbeitet wurden, spielten Matthias Lorenz (Cello) und Christoph Reimann (Saxophon/Klarinette) den Soundtrack der Generation des Pop: Musikalische Zitate von Kraftwerk, Nirvana und Take That. Dazu erzählten Karolina Sauer und Nikola Duric kleine Geschichten aus der Welt der Musik (Stories von Cortney Love, den Beatles und Charles Manson) und aus dem Alltag von Klaus Theweleit und Rolf Dieter Brinkmann.

Albrecht Kunze war Initiator dieses Events, dessen Ausgangspunkt die tragische Geschichte des Beach Boy Masterminds Brian Wilson, der sich von der Welt des Pop verabschiedete und sich in sein Schlafzimmer zurückzog. Abwesenheit wurde hier als Prinzip des Samplings präsentiert: die Quelle der Klänge ungeklärt lassen. Es wurden zwar viele Instrumente benutzt, aber der vertraute Rockgestus fehlte genauso wie der beste Schlagzeuger der Welt. Ausprobieren, offenlassen, versuchen. Oder wie Kamerun singen würde:“Hey hey checky checky hey hey test test.“ Claude Jansen