Die Panzerknacker

Leipzig/Memmingen (taz) – Machtlos mußten Polizei, Banken und Versicherungen in jüngster Zeit zusehen, wie sich die Überfälle auf Geldausgabeautomaten häuften. Gleich dreimal hintereinander haben rabiate Gangster in schwäbischen Sparkassenfilialen Geldautomaten geklaut. „So ein Automat ist bis zu 700 Kilogramm schwer. Die Täter verschaffen sich zunächst ganz normal mit einer EC-Karte den Zutritt zu den Bankfilialen und brechen anschließend mit brachialer Gewalt die Automaten aus ihrer Verankerung“, berichtet der Sprecher der Polizeidirektion Krumbach.

Es gibt eine ganze Reihe von Hinweisen, daß man es mit der gleichen osteuropäischen Tätergruppe zu tun hat, die seit Jahren die Bundesrepublik mit regelrechten Raubzügen gegen Tresore aller Art verunsichert. Ihr Schema ist immer das gleiche. In der Nähe von Autobahnen oder Schnellstraßen, die eine schnelle Flucht erleichtern, wird zunächst ein Kleinlastwagen gestohlen. Anschließend werden die Bankfilialen heimgesucht. Mit den herausgebrochenen Geldautomaten ziehen sich die Diebe dann in ein nahes Waldstück zurück, wo sie sie in aller Seelenruhe knacken. Die gestohlenen Autos und die Automaten bleiben zurück, die Täter verschwinden auf Nimmerwiedersehen.

Ein Leipziger SoKo-Leiter hält das Verfahren für eine neue Variante der Tresorknackerbanden, die überwiegend aus rumänischen Straftätern bestehen und als äußerst gewaltbereit gelten. „Die haben festgestellt, daß die Tresore wenig Inhalt hatten und sich einfach nach neuen Objekten umgesehen, die ihnen mehr Bargeld auf die Schnelle versprechen.“

Bei den Banken überlegt man nun, wie die Geldautomaten besser geschützt werden könnten. „Wir fragen die Hersteller nach sogenannten Securitypacks“, so der Memminger Sparkassendirektor Bertold Foerstl. „Wenn die Automaten aus der Verankerung gerissen werden, dann entzündet sich eine Farbpatrone im Innern und verfärbt die Geldscheine.“ Auch die Täter könnten mit Farbe besprüht werden. Aber daß die nur mit wenigen Schrauben im Boden verankerten Automaten nun mal nicht hundertprozentig gesichert werden könnten, zeige das Beispiel Zusmarshausen, wo die Diebe kurzerhand mit einem Lkw in die Mauer gefahren seien und so den Automaten aus der Verankerung rissen. „Und das nur 150 Meter von der nächsten Polizeidienststelle entfernt.“ Klaus Wittmann