■ Kommentar
: Marathontod

Daß die Restposten der kläglich gescheiterten Olympiabewerbung – die neue Box-, Velo- und Schwimmarena – den Haushalt piesacken werden, ist längst kein Geheimnis mehr. Hallenpächter stehen zwar auf der Matte. Doch die potentiellen Betreiber machten immer deutlich, daß für sie eine ausschließlich private Finanzierung nicht in Frage kommt, sondern öffentliche Zuschüsse nötig seien. Zu den Investitionen von fast einer Milliarde Mark kämen jährlich weitere Millionen auf die gebeutelte Haushaltskasse hinzu. Geradezu grob fahrlässig mutet es dabei an, daß Konzertmogul Peter Schwenkow einer der möglichen Hallenmanager heißen könnte. Fast könnte man glauben, daß sich der Senat, wie nach dem teuren Schulterwurf Schiller Theater, erneut aufs Kreuz legen lassen will.

Der Ruf von Michaele Schreyer nach einem Baustopp bei der Schwimmhalle ist nicht neu. Richtig bleibt er angesichts der Tatsache, daß Millionen auf der Stelle eingespart würden. Wirkungslos dagegen verhallt der Ruf im Wind des Faktischen: Bei dem Entwurf der spektakulären Velo- und Schwimmhallen hat der Architekt Dominique Perrault die beiden Projekte fast symbiotisch aufeinander abgestimmt. Rechtzeitigen Umplanungen verweigerte sich der damalige sportstättengeile Bausenator Nagel. Daß danach rund 200 Millionen Mark bedenkenlos im Sand vergraben und massenweise Aufträge vergeben wurden, macht die Sache nur noch tragischer. Jetzt heißt es Augen zu – und durch: An den Spätfolgen des Olympiawahns soll die Stadt leiden wie einst Läufer nach Marathon auf den letzten hundert Metern. Das Ergebnis ist bekannt. Er brach tot zusammen. Rolf Lautenschläger