: Meteorit & Antimonit
Wo Hamburgs naturkundliche Schätze verstauben Teil 2: Das Mineralogische Museum ■ Von Vera Stadie
Die Universität Hamburg hat eine der größten naturkundlichen Sammlungen Europas. Die Öffentlichkeit weiß davon nichts, denn im Unterschied zu anderen Metropolen hat Hamburg seit dem Zweiten Weltkrieg kein Naturhistorisches Museum mehr. Wer sich also für Kurioses aus Flora und Fauna – die Würgefeige etwa, oder die Blindfische, die vergangenen Dienstag an dieser Stelle vorgestellt wurden – interessiert, muß sich in die staubigen Instituts-Sammlungen der Geologie oder der Zoologie hineinwagen.
Steine-Liebhaber kommen zwischen den 60.000 Mineralien des Mineralogisch-Petrographischen Instituts auf ihre Kosten. Nur 550 der Steine und Kristalle sind allerdings in der Schausammlung, dem Mineralogischen Museum, zu bewundern. Dort schillern unter anderem zahlreiche Meteoriten, außerirdische Himmelskörper und der weltweit größte Antimonit, ein Quarzkristall von einem Meter Größe.
Den Grundstein zur Mineraliensammlung, die für Handel und Bergbau nötige Kenntnisse vermitteln sollte, hat Anfang des 17. Jahrhunderts der Direktor des Gymnasiums Johanneum gelegt. Das Aufblühen der weltweiten Handelsbeziehungen und viele naturwissenschaftliche Entdeckungen führten im 18. Jahrhundert zu einem verstärkten Interesse an Naturkunde und auch an Mineralien. Etliche Privatsammlungen entstanden in dieser Zeit, die als Schenkungen und Zukäufe den Mineralien-Bestand des Johanneums anwachsen ließen.
Im Jahr 1862 gab es die erste öffentliche Mineralienausstellung in Hamburg. Schon in den ersten eineinhalb Monaten kamen mehr als 1500 Besucher. Kapitäne, Kaufleute und Lehrer fügten ihre Schätze der Sammlung hinzu. 1957 zog das Mineralogische Institut samt seiner Sammlung in das neue Institutsgebäude an der Grindelallee. Das 1969 eingeweihte Mineralogische Museum gilt als eine der schönsten Schausammlungen ihrer Art überhaupt.
Wunsch und Ziel der Universität ist es seit langem, die naturwissenschaftlichen Sammlungen unter einem Dach in einem Naturkundemuseum unterzubringen. Aber dafür sieht die Wissenschaftsbehörde „auf absehbare Zeit keine Finanzierungsmöglichkeit.“
Gerade recht kam also der Plan der Hamburger Firma B&O-Consulting, die Objekte aus den über die Stadt verstreuten zoologischen, botanischen und geowissenschaftlichen Sammlungen in einem neuen Naturkunde- und Ökologie-Museum im Wasserturm an der Sternschanze unterzubringen. Der Vorschlag stieß auf große Begeisterung bei der Universität, der Wissenschaftsbehörde, und auch Loki Schmidt unterstützt den Plan – nur der Eigentümer des Wasserturms nicht. Der Münchner Architekt und Investor Joachim-Ernest Storr hält ein Hotel für lukrativer.
Mineralogisches Museum, Grindelallee 48, mittwochs 15 – 18 Uhr.
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