piwik no script img

Kommt nach dem Bauboom jetzt Immobilienkrise?

■ Klemann: Grundstücksmarkt wieder kalkulierbar. Preise sinken bis zu 20 Prozent

Der Berliner Grundstücksmarkt ist nach den Worten von Bausenator Jürgen Klemann (CDU) wieder kalkulierbar. Wie auch schon im vergangenen Jahr bestimmten auch 1996 sinkende Preise das Marktgeschehen, erklärte Klemann gestern bei der Vorstellung des Halbjahresberichts zur Entwicklung der Berliner Baulandpreise. Trotz der zum Teil kräftigen Preis- und Umsatzrückgänge wäre es „völlig verfehlt, von einer Immobilienkrise“ zu sprechen, sagte er. Der seit dem Fall der Mauer recht unruhige Markt finde langsam wieder zur Normalität zurück. Die Preise für Flächen des individuellen Wohnungsbaus entwickeln sich im Ost- und Westteil nach wie vor unterschiedlich. Während im Ostteil die Preise stabil blieben, gaben die Preise im Westteil der Stadt – mit Ausnahme der Spitzenlagen – um durchschnittlich zehn Prozent nach. Dabei sind die bis zu 20 Prozent sinkenden Preise in Frohnau – einer traditionell recht guten Wohnlage im Norden Berlins – auffällig.

Auch der Grundstücksbranche kommt die Marktentwicklung stark entgegen. Die bereits 1995 um 20 Prozent gefallenen Baulandpreise für Wohngebiete sinken auch weiterhin um durchschnittlich zehn Prozent. Bei dieser allgemein deutlich sinkenden Nachfrage erzielen lediglich Grundstücke in „besten Wohnlagen“ – wie im Südwesten der Stadt – oder in den Innenstadtbezirken Mitte, Friedrichshain und Kreuzberg weiterhin Preise auf dem Niveau der Bodenrichtwerte. Dabei zeichnet sich ein Trend zum innerstädtischen, zum City-nahen Wohnen ab.

Berlin verliere als Produktionsstandort immer mehr an Bedeutung, hieß es weiter. Die Unternehmen im Industrie- und Dienstleistungsbereich scheuten Investitionen auf dem städtischen Terrain. Gründe dafür seien die unmittelbare Nachbarschaft zum Flächenland Brandenburg und den dortigen Standortbedingungen sowie die attraktiveren Produktionsbedingungen im umliegenden Ausland. Deshalb sei der Markt für Flächen für das Produktions- und Dienstleistungsgewerbe nahezu zum Erliegen gekommen. Die Bodenwertigkeit für Flächen der produktionsorientierten Nutzung werden bis 20 Prozent und der dienstleistungsorientierten Nutzung bis zehn Prozent unterhalb des Bodenrichtwertniveaus eingeschätzt. ADN

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen