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Krach im eigenen Haus

■ Gewerkschaftseigene Bausparkasse bricht Haustarif. 200 Stellen in Gefahr?

Berlin (taz) – Jetzt brechen die Gewerkschaften schon ihre eigenen Abmachungen. Der gewerkschaftseigene Bausparkassenkonzern BHW will die im Haustarifvertrag verankerte 35-Stunden- Woche kippen. Während die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) in den bundesweiten Tarifverhandlungen mit dem Bankgewerbe erneut die 35-Stunden-Woche fordert, sollen die rund 4.000 Beschäftigten der BHW ab 1. Januar 1997 wieder 39 Stunden pro Woche arbeiten. Die Rückkehr zu den branchenüblichen Arbeitszeiten forderte die BHW-Geschäftsführung am Dienstag bei den Tarifverhandlungen im niedersächsischen Hameln. Der Vertragsbruch sei nötig, um für den bevorstehenden Börsengang konkurrenzfähig zu werden. Verhandlungsführer Ralf Stockem, der auch Mitglied des HBV- Vorstands ist, zeigte sich gestern empört: „Die Provokation ist da!“ Wenn ausgerechnet ein gewerkschaftseigenes Unternehmen die 35-Stunden-Woche aufkündige, drohe ein beschäftigungspolitischer „Rückfall in die Steinzeit“.

Kommen die Arbeitgeber mit ihrer Forderung nach Arbeitszeitverlängerung durch, rechnet der Betriebsrat mit einem Verlust von mindestens 200 Arbeitsplätzen. Der Unternehmenssprecher verweigerte dazu gestern jede Stellungnahme. Clemens Heidel

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